Lycée Français: Eine Schule unter Polizeischutz

Lycée Français: Eine Schule unter Polizeischutz
Die Terroranschläge in Paris stellen die französische Schule vor Herausforderungen.

Eine Gruppe Mädchen unterhält sich angeregt auf Französisch, ein paar Meter weiter rangeln zwei Buben und lachen heiser. Abseits der lärmenden Menge steht ein uniformierter Polizist am Schulhof des Lycée Français im Wiener Bezirk Alsergrund. Sein Blick ist auf das Eingangstor gerichtet.

Als Fremder kommt man hier nicht so einfach durch. Dafür sorgt auch eine junge Frau im Portier-Häuschen, die sofort von ihrem Sessel aufspringt. Als Besucher muss man sich in eine Liste eintragen und einen "Visiteur"-Aufkleber anbringen.

"Diese Zutrittskontrollen haben wir seit Jänner", erzählt Schulleiterin Brigitte Peytier-Nollen beim KURIER-Lokalaugenschein. Mit "seit Jänner" meint sie: Seit dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris. Es gibt auch ein "seit dem 13. November" – der Nacht, als in Paris 130 Menschen von Terroristen getötet und mehr als 350 verletzt wurden.

Lycée Français: Eine Schule unter Polizeischutz

Die Schule steht seither unter Polizeischutz, intern wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Das würde zwar Einschränkungen im Schulalltag bedeuten. Da appelliere man aber an das Verständnis von Schülern, Eltern und Lehrern, sagt Peytier-Nollen.

Zu den Details hält sich die Schulleiterin bedeckt: "Menschen, die nichts Gutes im Sinn haben, sollen das nicht in der Zeitung lesen." Aber alleine die Sichtbarkeit der Exekutive gebe allen Beteiligten ein besseres Gefühl.

Von den 1800 Schülern von der ersten Klasse bis zur Matura sind etwa die Hälfte Österreicher, 40 Prozent Franzosen und knapp zehn Prozent kommen aus 45 anderen Nationen.

Hoffnung, keine Angst

Wie erklärt man einem Kind, was in Paris passiert ist? Volksschullehrerin Sibille Stelzhammer tastete sich am Montag nach den Anschlägen bei den Kleinsten langsam vor. "Ich habe in die Runde gefragt: Wie war euer Wochenende? Erst hat niemand Paris angesprochen, aber nach und nach sind die Fragen gekommen." Details über die Morde erspare man den Kindern, betont sie. "Es reicht, zu erklären, dass etwas passiert ist, aber dass sie sich nicht fürchten müssen. Für sie ist Paris weit weg."

Die Größeren habe man warnen müssen, nicht alles zu glauben, was sie im Internet lesen, sagt Direktor Xavier Malleville. "Es gibt ein großes Bedürfnis, darüber zu sprechen. Oft sind die Fragen philosophischer Natur. Die Schüler können nicht verstehen, wie ein Mensch zu solchen Taten fähig ist", sagt er.

Schon vor den Vorfällen in Paris ist im Lycée Français ein Projekt rund um die Werke von Jugendbuchautor François Place angelaufen. Jetzt helfe es den Schülern, die Vorfälle zu verarbeiten. Dabei gehe es um Reisen in fremde Länder, Gerechtigkeit und Toleranz. "Wir wollen ihnen vermitteln, dass es Hoffnung gibt, dass es noch möglich ist zu träumen", erklärt Malleville.

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