Disziplinarverfahren: Wiener Arzt behandelt keine Asylwerber

Dr. Thomas Unden, praktischer Arzt in Wien, behandelt keine "Asylanten"
"Das Gleiche gilt für rote, schwarze und grüne Politiker." Gegen den Allgemeinmediziner wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Mit einem Blatt Papier an der Glastür zur seiner Ordination in Wien-Floridsdorf sorgt ein praktischer Arzt für riesigen Wirbel. Dr. Thomas Unden gibt darauf nämlich bekannt: „In dieser Kassenordination werden keine Asylanten angenommen“.

„Dazu stehe ich“, bekräftigt er gegenüber dem KURIER. „Das ist meine Grundhaltung.“ Dass er damit Empörung auslöst, stört ihn nicht. „Das Gleiche gilt übrigens auch für rote, schwarze und grüne Politiker“. Schlechte Erfahrungen habe er zwar nicht mit Asylwerbern gemacht, aber „ich würde mir und dem Volk nichts Gutes tun.“ Er sei nicht dazu bereit, Leute zu behandeln, „die ich ohnehin ungefragt durchfüttern muss.“ Er, der laut eigener Aussage außerdem einer der „letzten Verwandten Adolf Hitlers“ sei, lasse sich nicht das „Maul verbieten“.

Anzeige

Bei der Ärztekammer ist der Fall bereits publik. Kammerpräsident Thomas Szekeres hat Anzeige beim Disziplinaranwalt der Ärztekammer erstattet. „Das ist völlig indiskutabel und unmoralisch.“

Und auch bei der Wiener Gebietskrankenkasse, die die Kassenverträge an die Ärzte vergibt, findet man klare Worte: „Das ist nach unserer Ansicht rechtlich unzulässig. Asylwerber und Personen mit anerkanntem Asylstatus sind krankenversichert und somit anspruchsberechtigt. Somit sind diese Personen entsprechend medizinisch zu betreuen“, erklärt eine Sprecherin. Der Fall werde umgehend geprüft und etwaige Schritte eingeleitet.

Schon einmal war Unden ins Visier der Öffentlichkeit geraten. Damals wurde er wegen frauenfeindlicher Aussagen im TV zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verdonnert.

Verhetzung

Am Montag sorgte eine Botschaft der Bad Ischler Gastronomin Karin Siebrecht-Janisch auf Facebook für Aufregung: Charlys Bar sei „ab jetzt wieder asylantenfrei“.

Der Linzer Datenforensiker und Polizist Uwe Sailer bereitete am Mittwoch eine Sachverhaltsdarstellung gegen die 44-Jährige wegen des Verdachts der Verhetzung vor.

Ins Visier nahm er auch Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus (FPÖ), der das Lokalverbot für Asylwerber auf Facebook begrüßt und mit scharfen Worten kommentiert hatte. Ihm wirft Sailer den gleichen Straftatbestand wie Siebrecht-Janisch vor. Wie er dem KURIER mitteilte, will er die Anzeigen heute, Donnerstag, an die Anklagebehörde schicken. „Was hier passierte, ist wider die Demokratie. Schließlich haben auch Minderheiten ein Recht darauf, am gesellschaftliche Leben teilzunehmen“, betont Sailer.

Wie berichtet, hatte das Lokalverbots-Posting im Internet viel Staub aufgewirbelt. Die Gastronomin rechtfertigte ihren Eintrag damit, dass immer wieder Gruppen von Asylwerbern weibliche Gäste und Angestellte ihres Lokals sexuell belästigt haben sollen. „In ganz Ischl heißt es, in Charlys Bar kann man nicht mehr gehen, weil man hier von Asylanten begrapscht wird“, behauptet Siebrecht-Janisch.

Kommentare