G-7-Gipfel als Touristenschreck

Deutschland war bereits Treffpunkt der Staatschefs der wichtigsten Industrieländer. Am Rande des Gipfels (damals noch G8) in Heiligendamm bei Rostock kam es im Jahr 2007 zu heftigen Auseinandersetzungen.
Der Ferienort Seefeld hofft, dass das Polit-Treffen im nahen Bayern keine Negativ-Schlagzeilen bringt.

Es ist eine Reservierung, die es in sich hat. "Es sind derzeit rund 3000 Personen eingebucht", beziffert Peter Ries, Tourismusdirektor im bayerischen Garmisch-Partenkirchen das Kontingent an Gästen, das er Anfang Juni in der nahen Tiroler Ferienregion Seefeld einquartieren wird. Beim dortigen Tourismuschef Markus Tschoner will trotz der damit verbundenen Nächtigungen nicht so recht Freude aufkommen: "Ich hoffe, dass die nicht alle in Adjustierung da sein werden." Denn bei den Gästen handelt es sich um deutsche Polizisten, die ein Teil jenes rund 15.000 Mann starken Aufgebots sind, das das am 7. und 8. Juni auf Schloss Elmau bei Mittenwald stattfindende G-7-Treffen der wichtigsten Staatschefs der Welt (siehe unten) sichern soll.

G-7-Gipfel als Touristenschreck
Nahe Seefeld findet 2015 hinter der Grenze zu Deutschland in Bayern der G7-Gipfel statt.
In der bayerischen Region platzen die Hotels rund um das Gipfelwochenende aus allen Nähten, weshalb Ries auch in Tirol nach Unterkünften suchen musste. Neben den 3000 deutschen Beamten werden auch noch bis zu 2000 österreichische Polizisten bei Seefeld beherbergt. Sie sollen ebenfalls für den Schutz der Veranstaltung sorgen. Denn der Tagungsort liegt nur 3,6 Kilometer von der nahen Grenze entfernt.

"Speziell im Grenzbereich werden die Wanderwege kontrolliert und es muss auch sichergestellt sein, dass keine Paragleiter zum Schloss gelangen", erklärt Christoph Hundertpfund von der Landespolizeidirektion eine der Aufgaben der österreichischen Exekutive. Man werde zwar versuchen, Urlauber und Einheimische so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, auch wenn es Checkpoints an Straßen geben werde. Aber eine der Sorgen von Tschoner kann Hundertpfund nicht zerstreuen: "Die Masse der Polizisten wird in Uniform sein."

Ein schlechtes Bild

Der Seefelder Tourismusdirektor macht sich vor allem darüber sorgen, wie Urlauber das Hochsicherheitsgebaren erleben und hofft, "dass uns Dinge, wie man sie in Heiligendamm oder Genua gesehen hat, erspart bleiben." Am Rande der damaligen Treffen der Staatschefs 2001 bzw. 2007 kam es zu wüsten Schlachten zwischen Gipfelgegnern und Exekutive.

"Es gibt derzeit keine Hinweise, dass Proteste auf Österreich überschwappen", beruhigt Alexander Marakovits vom österreichischen Innenministerium. Dennoch zeigt man sich für alle Eventualitäten gewappnet. Rund um das Gipfeltreffen ist über alle 27.000 Polizisten Österreichs eine Urlaubssperre verhängt. Die lange Dauer hat mit einem zweiten hochrangigen Treffen zu tun, dass direkt im Anschluss an den G-7-Gipfel stattfindet. Und zwar in Tirol, ebenfalls in der Nähe von Seefeld. Im "Interalpen-Hotel Tyrol" wird vom 9. bis 14. Juni die sogenannte Bilderberg-Konferenz abgehalten, zu der Politiker und Wirtschaftsbosse erwartet werden.

Dieses Treffen ist Globalisierungs- und Kapitalismuskritikern ein mindestens eben so großer Dorn im Auge, wie G7. "Es ist durchaus denkbar, dass der eine oder andere Demonstrant denkt, dass er in Tirol weitermachen kann", nennt Marakovits eines der Szenarien, für die man sich rüstet.

Gruppe der Sieben Bei G7 (bis zum Ausschluss Russlands 2014 G8) handelt es sich um die führenden Industrie- nationen der Welt. Deren Staats- und Regierungschefs treffen sich alljährlich an wechselnden Orten. 2015 ist Deutschland Gastgeber. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das abgeschiedene Hotel Schloss Elmau als Tagungsort auserkoren. Erwartet werden u.a. US-Präsident Barack Obama oder Francois Hollande (Frankreich).

Bilderberg-Konferenz Das Treffen bedeutender Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und anderer einflussreicher Persönlichkeiten findet ebenfalls jährlich statt. Gästeliste und Themen der Konferenz werden stets möglichst geheim gehalten, was immer wieder Nährstoff für Verschwörungstheorien bietet. Das Treffen findet heuer direkt im Anschluss an den G-7-Gipfel in Tirol satt. Proteste sind fix.

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