FP-Tschürtz spekuliert mit 17 Prozent

FPÖ-Landeschef Hans Tschürtz setzt im Wahlkampf auf Grenzkontrollen im Kampf gegen Schlepper und Einbruchskriminalität
Die Blauen sind nach dem Proporz-Aus für eine Regierungsbeteiligung mit Rot oder Schwarz offen.

FPÖ-Spitzenkandidat Hans Tschürtz spekuliert bei der Landtagswahl mit einem Höhenflug seiner Partei und ist bereit für den Einzug in die Landesregierung. Im Interview erklärt er, was ihn mit Rot und Schwarz verbindet, warum er sich mit der Europäischen Union anlegen will und wie viele Flüchtlinge das Burgenland verträgt.

KURIER:Landeshauptmann Hans Niessl hat jüngst wieder das freie Spiel der Kräfte angedacht – würde die FPÖ eine SPÖ-Minderheitsregierung unterstützen?Hans Tschürtz: Nein. Ich glaube, das würde auch keine andere Partei machen.

Hat die SPÖ schon mit Ihnen gesprochen, um Koalitionsmöglichkeiten auszuloten?Nein, definitiv nicht.

Von Grenzkontrollen bis zu Arbeitsplätzen für Burgenländer gibt‘s aber thematischen Gleichschritt?Wir sind stolz auf die Themenführerschaft der FPÖ.

Bleiben Sie trotzdem dabei, dass auch eine Koalition mit der ÖVP denkbar ist?Ja, so wie ich es immer gesagt habe, jede Partei hat aus unserer Sicht Vor- und Nachteile. Die SPÖ wandelt bei Sicherheit und Arbeitsmarkt auf FPÖ-Spuren, mit der ÖVP lässt sich bei der Familienpolitik anknüpfen.

Aber die ÖVP hat Grenzkontrollen definitiv ausgeschlossen.In Verhandlungen wäre auch dort Bewegung möglich. Mit der ÖVP bräuchte es wohl einen dritten Partner.Nicht, wenn wir auf 17 Prozent kommen.

Aber das ist doch sehr hoch gegriffen, Umfragen sehen die FPÖ bei 12 bis 13 Prozent.Ich kann mir einen Paukenschlag vorstellen.

Und wenn es zu Schwarz-Blau doch einen Dritten braucht, ist die LBL eine Option?Ich habe keine Berührungsängste, weder thematisch noch personell. Aber eine Stimme für die LBL ist verloren. Manfred Kölly tritt jetzt das letzte Mal an, Wolfgang Rauter hat seine Ämter immer nach kurzer Zeit hingeschmissen. Dazu kommt, dass hinter dieser Liste keine Bundespartei steht.

Arbeitsplätze für Burgenländer klingt nett, ist laut Experten aber EU-rechtswidrig. Abgesehen davon wird‘s im Tourismus ohne ausländische Beschäftigte nicht gehen.In Neusiedl/See gibt es eine Tourismusfachschule, warum nicht auch im Mittel- und Südburgenland Standorte? Man muss Tourismusberufe mehr bewerben und besser bezahlen. Wenn in heimischen Thermen weniger als 1000 Euro bezahlt werden, ist das unattraktiv. Und man muss die Wirtschaftsförderung ändern und neu geschaffene Jobs für Burgenländer fördern.

Und wenn das gegen EU-Recht verstößt?Dann machen wir es trotzdem und schauen, wie die EU darauf reagiert.

Ist das nicht wie das Picken von Rosinen? EU-Förderungen nehmen wir gerne, den Rechtsrahmen biegen wir nach unserem Gutdünken.Nein, denn die Förderungen müssen immer kofinanziert werden. Die EU schenkt uns ja das Geld nicht.

Hat die Milliarde Euro an EU-Förderungen seit 1995 genützt?Die Förderung hat dem Land sehr viel gebracht, aber 2020 ist Schluss. Deshalb müssen wir jetzt überlegen, wie es danach weitergeht, um einen Rückfall zu verhindern.

Bleiben wir auf europäischer Ebene: Sie fordern eine Höchstgrenze für Asylwerber im Burgenland. Eine Zahl? Jetzt wird in Europa über Quoten diskutiert, dieses Ergebnis sollte man abwarten.

Derzeit sind rund 1000 Flüchtlinge im Burgenland, zu viele? Nein, mir geht‘s um die Zukunft. Kriegsflüchtlinge sollen weiter Asyl erhalten. Aber wir müssen diese Personen von Wirtschaftsflüchtlingen unterscheiden. Und es sollen dort Flüchtlingslager errichtet werden, wo die Menschen herkommen, also etwa in Nordafrika.

Im Burgenland schließen SPÖ und ÖVP nicht aus, mit der FPÖ zu koalieren. Sind Burgenlands Freiheitliche anders als in anderen Bundesländern? Ich kann für mich sagen, dass ich mit der NS-Zeit sicher nichts am Hut habe und rechtsradikale Sager hätten bei uns keine Chance.

Ist es nicht ein Zeichen von Schwäche, dass Sie auf Plakaten mit Bundesparteichef Heinz Christian Strache zu sehen sind, er kandidiert ja nicht? Nein, ganz im Gegenteil. Wir zeigen der Bevölkerung, dass wir bundesweite Unterstützung haben.

Viel Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken hat Ihre Kollegin Ilse Benkö mit ihrem Wahlkampfschlager geerntet. War das Benkös Idee? Ja und die Resonanz ist sensationell. Rot und Schwarz könnten froh sein, so eine Kandidatin im Süden zu haben. Sie hat sehr gute Chancen auf ein Grundmandat im Bezirk Oberwart.

Durchhalten

Vor gut zwei Jahren schien die Karriere von Hans Tschürtz nach einem mageren Ergebnis beim Landesparteitag am Ende. Gehen mussten aber die Parteimanager und der mittlerweile 55-jährige Tschürtz, der seit 1997 im Landtag sitzt, erlebte seinen x-ten politischen Frühling. Seit 2005 lenkt der Loipersbacher die Geschicke der Freiheitlichen. Die Abspaltung des BZÖ überstand der Ex-Polizist ebenso wie einen Spaltungsparteitag 2007, auf den die Gründung der Liste Burgenland durch die früheren Blauen Wolfgang Rauter und Manfred Kölly folgte. Bei der Landtagswahl 2010 gewannen die Freiheitlichen dazu und halten aktuell bei drei Mandaten. Im Sommer gehört ein Familienurlaub mit FPÖ-Bundesparteichef Heinz Christian Strache zur Tradition, bevorzugtes Ziel sind die Balearen.

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