Dachausbau ohne Schmutz und Staub

Dachausbau ohne Schmutz und Staub
Ein Haus umbauen und zugleich darin wohnen? Im Burgenland verdoppelte Architekt Georg Marterer die Fläche eines Sechzigerjahre-Baus und ermöglichte den Besitzern ein ungestörtes Leben während der Bauzeit.

Warum sollte man ein Haus, das kaum älter als 50 Jahre ist, abreißen? Dieser Frage geht Georg Marterer seit mehr als zwei Jahrzehnten auf den Grund. "Wenn man schon einmal Energie in ein Gebäude gesteckt hat, dann sollte die nicht zerstört, sondern erhalten werden", ist der Planer vom Büro m2architekten überzeugt. "Mit diesem Projekt wollte ich den Beweis antreten und meine Philosophie fortführen."

Dachausbau ohne Schmutz und Staub
Konkret ging es um ein Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren, gelegen auf einer Anhöhe im Mittelburgenland. Schon vor 20 Jahren sanierte und erweiterte er den Bau um einen Erker und einen Küchenzubau. Jetzt sollte erneut umgebaut und im Dachgeschoß eine Terrasse und ein Wohnraum für den Nachwuchs geschaffen werden. Oberste Priorität des Bauherren: Alle Bestandteile der früheren Bauphasen sollen funktionell wie ästhetisch integriert werden. Zudem soll das Haus während des gesamten Umbaus bewohnbar sein.

Ein Leben auf der Baustelle sieht dennoch anders aus. Um nämlich die Räume von Staub und Müll zu verschonen, bediente sich Marterer einer einfachen wie wirkungsvollen Technik: Er ließ das Innere unangetastet und baute dem Altbestand eine dreigeschoßige Westfassade mit außen liegendem Stiegenhaus in Holzriegelbauweise vor. Dem Bestand wurde eine neue Hülle übergestülpt, der alte Dachstuhl blieb bestehen, Schmutz und Wasser konnten nicht eindringen.

Nach der Montage des neuen Dachs samt Isolierung und Fotovoltaikanlage deckte Marterer die alten Ziegel ab und schnitt die Sparren aus. Dann folgten der Innenausbau und die Dachterrasse. Am Ende entfernte er die Terrassentüre im Erdgeschoß und öffnete den Zugang nach oben.

Dachausbau ohne Schmutz und Staub
Das Ergebnis überzeugt nicht nur durch die raffinierte Herangehensweise. Es punktet auch durch einen sensiblen Umgang mit dem Altbestand und die harmonische Verbindung von Alt und Neu. Denn während die Westfassade durchgehend neu gestaltet wurde, sind die Übergänge von Sattel- zu Flachdach an den anderen Seiten sichtbar geblieben. "Die Anschlüsse waren die größte Herausforderung: Sie müssen absolut dicht und technisch auf dem neuesten Stand sein. Und sie müssen den ästhetischen Anspruch erfüllen. Wenn es am Ende ganz selbstverständlich aussieht, steckt meist viel Arbeit dahinter", sagt Marterer.

Hinter den vertikalen Latten verbirgt sich nicht nur das mit grobmaschigem Netz gesicherte Stiegenhaus: Zwei Kinder- und ein Gästezimmer, ein Loungebereich, ein Bad und ein Abstellraum sind im Dachraum nun untergebracht. Von hier aus gelangt man außerdem auf die 30 große Dachterrasse – mit Blick auf die Burgruine Landsee über das Hügelland der Buckligen Welt bis hin zum Neusiedler See.

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