Konkret konnte ihr Team nachweisen, dass das Mieten einer Privatwohnung die biologische Alterung eher vorantreibt als der Besitz einer solchen. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Wohnverhältnisse einen erheblichen Einfluss auf die biologische Alterung haben", wird Clair, die an der University of Adelaide forscht, in einer Aussendung zitiert.
Das Wohnen forme den Funktionszustand des Organismus mehr als andere soziale Faktoren, etwa Arbeitslosigkeit. Auch im Vergleich zu ehemaligem Rauchen sei das Wohnen wesentlicher für den physischen Status-quo. "Daher sollten die Auswirkungen auf die Gesundheit ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Wohnungspolitik sein", so Clair, die ihre Studie im Journal of Epidemiology & Community Health veröffentlicht hat.
Einflüsse aufs biologische Alter sind teils umkehrbar
Die Forschenden führen den beschleunigenden Effekt in erster Linie auf mit Mieten verbundene Unsicherheiten und hohe Kosten im Mietsektor zurück. Die gute Nachricht: Die epigenetischen Auswirkungen des Mietens (die Epigenetik gilt als das Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen, Anm.) sind reversibel, also umkehrbar. Das mache "Gesundheitsmaßnahmen für den mietenden Teil der Bevölkerung umso notwendiger".
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So könnten verbesserte Wohnbedingungen, fixe Limits für Mieterhöhungen oder veränderte gesetzliche Grundlagen für Zwangsräumungen die psychische Belastung reduzieren – und den physischen Alterszustand schonen.
Clair hat sich auch andere potenziell schädigende Einflüsse des Wohnens angesehen: So scheinen Zahlungsrückstände und Umweltverschmutzung – etwa eine schlechte Luftqualität im Wohnumfeld – das biologische Alter ebenfalls negativ zu prägen. Und zwar unabhängig davon, ob man mietet oder Eigentümerin bzw. Eigentümer ist.
Nicht nur wie man wohnt, auch wo man tagtäglich aufwacht, wirkt sich in der Tat auf den biologischen Alterungsprozess aus: So haben etwa US-Forschungen an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University kürzlich ergeben, dass der Zugang zu Parks und Gemeinschaftsgärten in der Nachbarschaft die biologische Alterung verlangsamen kann. Das spanisch-amerikanische Forscherteam konnte zeigen, dass Menschen, die in der Nähe von Grünflächen leben, im Durchschnitt zweieinhalb Jahre biologisch jünger sind als diejenigen, die von Beton und Asphalt umgeben leben.
Basis für weitere Forschungen wurde gelegt
Die Aussagekraft der neuen britisch-australischen Studie sei jedenfalls begrenzt, räumen die Forschenden ein. So seien nur Daten von weißen Europäerinnen und Europäern analysiert worden. Bei der Untersuchung handle es sich zudem um eine Beobachtungsstudie, exakte Aussagen über Ursache und Wirkung können nicht getroffen werden.
Clair will dennoch auf den ersten Erkenntnissen aufbauen: "Indem wir Daten aus verschiedenen Ländern verwenden und untersuchen, ob sich der Zusammenhang zwischen Wohnbesitz und biologischer Alterung im Laufe der Zeit ändert."
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