In 136 Jahren war nur vier Tage lang Pause
Schon im frühen 19. Jahrhundert wurden im Rauriser Tal in den Hohen Tauern Erz und Gold abgebaut. Die historischen Goldminen haben der Gipfelgruppe um den Sonnblick den Namen Goldberggruppe einbracht. Die Goldgräberei ist auch ein Mitgrund, warum am Hohen Sonnblick ein Observatorium errichtet wurde.
1879 legte der Weltkongress der Meteorologen in Rom die Erforschung der höheren Luftschichten als gemeinsames Ziel fest. Auf Initiative des Meteorologen Julius Hann (damaliger Direktor der 1851 gegründeten Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) suchte man nach einem passenden Standort. Dank der Infrastruktur durch den Bergbau und die Unterstützung des Bergwerkbesitzers Ignaz Rojacher konnte 1886 das Observatorium am Hohen Sonnblick errichtet werden. Seither werden dort professionelle Messungen und Wetterbeobachtungen durchgeführt. Und zwar so gut wie ohne Unterbrechung. Nur nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Beobachtungsstation vier Tage aus.
Die Forschungsschwerpunkte verändern sich stetig. Vor allem der fortschreitende Klimawandel zeigt sich in all seinen Facetten. Nicht nur ein Anstieg der Temperatur, sondern auch der Konzentrationen der Treibhausgase konnte hier nachgewiesen werden. Das Observatorium ist Teil der globalen Messnetzwerke und muss den Anforderungen der WMO (World Meteorological Organziation) entsprechen. Als Teil des GAW Programms (Global Atmosphere Watch) ist der Hohe Sonnblick eine von weltweit 42 Forschungsstationen, die sich intensiv mit der Erfassung von wissenschaftlichen Daten in Bezug auf die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre und dem damit verbundenen natürlichen sowie dem menschenverursachten Wandel beschäftigen. Keine andere Messstation kann allerdings auf eine so lange, so gut wie ununterbrochenen Messgeschichte zurückblicken.
Ein besonderer Schwerpunkt ist derzeit das Messprogramm ACTRIS (Aerosol, Clouds and Trace Gases Research Infrastructure), das sich in Kooperation mit mehreren Forschungsinstituten weltweit mit Wolkenphysik beschäftigt – die große Leidenschaft der Sonnblick-Leiterin Elke Ludewig: „Wolkenforschung ist sehr komplex. Chemische Prozesse laufen im Mikrobereich ab, allein schon bei der Tropfenbildung. Auf unterschiedlichen Skalen passiert unglaublich viel. Würden wir alles untersuchen, bekämen wir die Vorhersagen für heute erst in drei Wochen.“
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