Gipfel des Hohen Sonnblick ist erstmals schon im Juli schneefrei
Der Klimawandel setzt den Gletschern ordentlich zu. Der Gipfel des Hohen Sonnblicks (3.106 Meter Seehöhe) in Rauris (Pinzgau) ist erstmals im Juli schneefrei. Das ist seit Beginn der Schneemessungen im Jahr 1938 ein Rekordwert. So früh im Jahr zeigte die Messstelle beim Observatorium noch nie null Zentimeter, wie Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Mittwoch der APA aktuelle Berichte des ORF und der Kronenzeitung bestätigte.
Die Schneemessstelle steht etwas unterhalb des Gipfels des Sonnblicks in den Hohen Tauern. „Die bisher früheste Ausaperung war am 13. August 2003“, sagte Orlik im APA-Gespräch. Unter Ausaperung versteht man das Abschmelzen einer Schnee- und Eisdecke. Im Sommer 2003 zeigte die Messstelle ebenfalls null Zentimeter an. Im Schnitt ist diese Stelle erst Ende August, Anfang September schneefrei, wie der Klimatologe schilderte. „Was wir jetzt haben, ist noch nie da gewesen.“
Wenig Niederschlag, warme Monate
Der Gipfelbereich aperte heuer also mehr als einen Monat früher aus als bisher. Orlik nannte mehrere Hauptfaktoren: Der März war „extrem niederschlagsarm“, normalerweise fällt zweieinhalb Meter Neuschnee, „diesmal waren es nur sieben Zentimeter“. Dazu komme noch, dass der Jänner ebenfalls wenig Niederschlag brachte und deshalb nicht sonderlich schneereich war, und der Mai und Juni sehr warm waren. Diese Kombination habe die Abschmelzungsrate gesteigert.
Auch andere Messstellen in diesen Höhen würden die Schneearmut auf den Gletschern dokumentieren. „Wenn nicht bald eine markante Schneedecke auf dem dunklen Gletschereis liegt, wird der Gletscherschwund stark ausfallen. Die Sonneneinstrahlung wird die Schmelzkraft beschleunigen“, sagte der Klimatologe.
Neue Gefahrenquellen für Tourengeher
Vor allem in den vergangenen zehn Jahren ist es im Sommer zu einem rapiden Temperaturanstieg gekommen. Vergleicht man den Temperaturmittelwert von Anfang der 1960er-Jahre mit den vergangenen zehn Jahren, so ist es laut Orlik um rund 2,5 Grad wärmer geworden.
Ein Gletscherabbruch auf der Marmolata in den italienischen Dolomiten, der eine Eislawine auslöste, hat am vergangenen Wochenende laut vorläufiger Bilanz sieben Todesopfer gefordert, acht Personen wurden verletzt und weitere fünf werden noch vermisst. Hochtouren seien auch auf Österreichs Gletschern mit höherem Risiko verbunden, warnen Gletscherforscher und Bergführer. Neue Gefahrenquellen und Naturphänomene, die es bisher nie gab, müssten ab sofort in jede Tourenplanung einfließen.
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