Das Zugverhalten ist temperaturabhängig
„Unsere alljährliche Wintervogelzählung zeigt, dass ein starker Zusammenhang zwischen Winterhärte und Anzahl der Vögel im Siedlungsraum besteht“, sagt die Ornithologin. Bei freundlicher Witterung treibt es die Überflieger viel seltener in die Nähe des Menschen.
Zudem bleiben Zugvögel in milden Wintern eher daheim, sie finden im Norden bzw. Nordosten Europas genügend Nahrung. Auch zwischen Boden- und Neusiedler See sowie von den Bergen in die Täler ist die Wanderbewegung temperaturabhängig.
Mastjahre beeinflussen Hunger der Vögel
„Aufgrund der Erderwärmung häufen sich in letzter Zeit auch die Mastjahre“, zählt Karner-Ranner einen weiteren Grund für das Fernbleiben vom Futterhäuschen auf. Bilden etwa Fichten und Buchen besonders viele Früchte aus, können sich Vögel durchgängig selbst versorgen. Diese fetten Jahre nehmen seit einer Dekade zu.
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„Die ungebremste Bodenversiegelung, der zunehmende Verlust alter Bäume und naturferne Gärten tragen ebenfalls dazu bei, dass kontinuierlich weniger Vögel im winterlichen Siedlungsraum gezählt werden“, räumt die Expertin ein.
Die Wildtiere meiden nicht das Angebot an Fettknödeln und Samen, vielmehr gehen ihre Bestände zurück. Dem entsprechend wenig richtet das Überbrücken der mageren Monate im Artenschutz aus, es muss der Lebensraum geschützt werden. Aufpeppen erwünscht.
Im Vogelhaus heimische Mischungen anbieten
„Es ist wichtig, große Flächen so zu gestalten, dass Vögel überleben können“, sagt Karner-Ranner. Für Siedlungen und Gärten heißt das, u.a. Hagebutten, Weißdorn und Eibenhecken zu pflanzen; die Früchte schmecken etwa Drosseln und Mönchsgrasmücke.
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In Komposthaufen und verblühten Pflanzen samt Samen überwintern Insekten – gefundenes Fressen für Meisen und Star. Wildkräuter wiederum liefern z.B. Finken Energie. Beifuß und Waldrebe gedeihen übrigens auch am Balkon.
Futtermischungen fürs Vogelhaus kommen am besten aus heimischem Anbau.
Gratis-Broschüre liefert viele Tipps zur Winterfütterung
In ihrer Broschüre "Gefiederte Gäste am Futterhaus" zählt die Vogelschutzorganisation individuelle Gründe für das Fernbleiben vom gedeckten Tisch auf. Sie hängen mit der Platzierung ab:
Den Vögeln fehlen ausreichend Versteckmöglichkeiten in der Nähe des Futtersilos. Um ungestört fressen zu können, schätzen die gefiederten Besucher Hecken und Sträucher rund um das Häuschen.
Darüber hinaus dauert es, bis sich eine neue Nahrungsquelle herumgesprochen hat. Neue Futterstellen müssen erst entdeckt und angenommen werden.
Gibt es attraktivere Futterstellen in der Umgebung, bleiben Vögel ebenfalls fern. Entweder machen andere Silos Konkurrenz oder Nahrungsangebote in der Natur.
Nicht zuletzt können Störungen den Appetit verderben. Vögel stufen das Häuschen als unsicher ein, wenn sich Sperber oder Katzen dort herumtreiben.
Die Broschüre kann kostenlos bei BirdLife Österreich bestellt werden: office@birdlife.at bzw. 01 / 523 46 51.
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