Verschwörungstheorie widerlegt: Coronavirus nicht im Labor gezüchtet

A computer image created by Nexu Science Communication together with Trinity College in Dublin, shows a model structurally representative of a betacoronavirus which is the type of virus linked to COVID-19
Forscher räumen mit der hartnäckigen verschwörerischen Annahme auf, das neuartige Virus sei menschengemacht.

Unsichere Zeiten sind ein idealer Nährboden für Verschwörungstheorien. Angesichts der weltweiten Coronavirus-Pandemie ist es also kaum verwunderlich, dass derartige Annahmen in ähnlicher Weise grassieren wie das neuartige Virus selbst.

Im Zentrum der Verschwörungstirade, die sich seit dem Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 in China Ende des vergangenen Jahres entwickelt hat, steht die Überzeugung, das Virus sei im Labor gezüchtet worden – und damit menschengemacht.

Wissenschaft räumt mit Fake News auf

Forscher fanden in entsprechenden Tests nun keinerlei Hinweise darauf. Neue Analysen bestimmter Genabschnitte von SARS-CoV-2, wie das neuartige Coronavirus abgekürzt wird, würden eindeutig belegen, dass der Erreger natürlichen Ursprungs sei, heißt es in einer Erhebung der US-amerikanischen Forschungseinrichtung Scripps Research.

"Durch den Vergleich der verfügbaren Genomsequenzdaten bekannter Coronavirus-Stämme konnten wir klar feststellen, dass SARS-CoV-2 durch natürliche Prozesse entstanden ist", sagt Kristian Andersen, Experte für Immunologie und Mikrobiologie bei Scripps Research und Mitautor der Studie.

Coronaviren sind eine Familie von Viren, die bestimmte Eigenschaften aufweisen. Sie kommen im Tierreich vor und können in manchen Fällen die Artengrenzen überwinden und auf den Menschen übertragen werden. So nahm vermutlich auch die aktuelle Pandemie in Wuhan ihren Anfang. Davor sind Coronaviren auch bei der SARS-Pandemie (2002/2003) und der MERS-Epidemie (2012 erstmals aufgetaucht) auf den Menschen übergesprungen.

Auf Mensch übergesprungen: zwei Szenarien

Auf Grundlage ihrer Genomsequenzierungsanalyse gelangten Andersen und seine Kollegen zu dem Schluss, dass der wahrscheinlichste Ursprung für SARS-CoV-2 einem von zwei Szenarien folgt.

Denkbar wäre demnach einerseits, dass sich das Virus durch natürliche Selektion in einem nicht-menschlichen Wirt in Richtung seines gegenwärtigen pathogenen (krankheitserregenden) Zustand entwickelt hat. Und dann auf den Menschen übergegangen ist.

Auf diese Weise kamen bereits frühere Coronavirus-Ausbrüche zustande. Hierbei steckten sich Menschen nach direktem Kontakt mit Schleichkatzen (SARS) und Kamelen (MERS) mit dem Virus an. Beim neuartigen Coronavirus gehen Forscher von Fledermäusen als wahrscheinlichstes Virus-Reservoir aus: SARS-CoV-2 ähnelt einem in Fledermäusen gefundenem Coronavirus stark. Es gibt jedoch keine dokumentierten Fälle einer direkten Übertragung zwischen Fledermaus und Mensch. Was darauf hindeutet, dass wahrscheinlich ein Zwischenwirt beteiligt war.

Ein zweites Szenario basiert auf der Theorie, dass eine nicht pathogene Version des Virus von einem tierischen Wirt auf Menschen übergesprungen ist und sein krankheitserregendes Potenzial innerhalb der menschlichen Bevölkerung entwickelt hat. Beispielsweise haben einige Coronaviren aus Pangolinen (Gürteltier-ähnliche Säugetiere aus Asien und Afrika) eine Struktur, die jener von SARS-CoV-2 sehr ähnlich ist. Ein Coronavirus aus einem Pangolin könnte möglicherweise direkt oder über einen Zwischenwirt wie Schleichkatzen oder Frettchen auf den Menschen übertragen worden sein.

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