Psychotische Schübe: Mit einem Bluttest das Schizophrenie-Risiko testen

Eine Frau erlebt unterschiedlichen Gefühlszustände.
Ein US-Forschungsteam hat einen Bluttest entwickelt, der das Schizophrenie-Risiko einer Person bestimmen können soll. Das Verfahren soll Fachleuten in den USA noch dieses Jahr zur Verfügung gestellt werden.

Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die die Gedanken- und Gefühlswelt Betroffener stört. Die Erkrankung kann mit psychotischen Schüben einhergehen – Phasen, in denen Patientinnen und Patienten den Bezug zur Realität verlieren. Sie entwickeln Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder fühlen sich verfolgt.

In der Regel beginnt eine Schizophrenie in der späten Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist etwa eine von 300 Personen weltweit betroffen.

Wie bei vielen Erkrankungen ist es auch bei der Schizophrenie nicht möglich, eine einzelne Ursache zu finden. Weil Schizophrenie in Familien oft gehäuft vorkommt, geht man davon aus, dass genetische Faktoren eine bedeutende Rolle spielen. Allerdings wurde bisher kein einzelnes Schizophrenie-Gen gefunden. Vielmehr dürften unterschiedliche Genkombinationen zu einer Erkrankungsneigung beitragen.

Diagnose mit Bluttest komplettieren

Ein Team der US-amerikanischen Indiana University School of Medicine (IU School of Medicine) berichtet nun über einen von ihnen entwickelten Bluttest, mit dem das individuelle Schizophrenie-Risiko ermittelt werden kann.

Konkret sollen mit dem Verfahren Biomarker im Blut einer Person identifiziert werden. So soll nicht nur der aktuelle Schweregrad einer Schizophrenie gemessen werden können, sondern eben auch das künftige Risiko zu erkranken.

Für die im Fachblatt Molecular Psychiatry veröffentlichte Studie begleiteten die Forschenden psychiatrische Patientinnen und Patienten über ein Jahrzehnt lang. Sie fanden Biomarker, die eine Vorhersage für starke Halluzinationen und starke Wahnvorstellungen sowie für künftige psychiatrische Krankenhausaufenthalte wegen Halluzinationen und Wahnvorstellungen ermöglichen. Sie untersuchten auch, welche dieser Biomarker bereits von bestehenden Medikamenten anvisiert werden, um die Wahl der Behandlungen treffsicherer zu gestalten.

"Schizophrenie ist schwer zu diagnostizieren, vor allem im Frühstadium", wird Alexander Niculescu, Psychiater und Neurowissenschafter an der IU School of Medicine, in einer Aussendung zur Studie zitiert. "Und es ist sehr wichtig, dass Betroffene von Anfang an die richtige Behandlung erhalten."

"Psychosen bilden sich in der Regel im jungen Erwachsenenalter aus – der Blütezeit des Lebens eigentlich", führt Niculescu aus. Stress und Drogen seien oftmals auslösende Faktoren – die genetische Anfälligkeit kommt zum Tragen. "Bleibt die Psychose unbehandelt, führt sie zu einer Anhäufung biologischer, sozialer und psychologischer Schäden", so der Experte.

Präzisionspsychiatrie im Sinne der Betroffenen

Die Arbeit baut auf früheren Forschungen auf, in denen Niculescu mit Fachleuten intensiv zu Blut-Biomarkern für andere psychiatrische Störungen (etwa Angstzustände, posttraumatische Belastungsstörungen, Suizidalität, Schmerzen und Gedächtnisstörungen) geforscht hat. Laut Niculescu liefern die ermittelten Biomarker objektive Diagnosen. Sie könnten die Einschätzungen behandelnder Psychiaterinnen und Psychiatern sinnvoll ergänzen.

"Glücklicherweise wirken einige der bereits existierenden Medikamente recht gut, wenn sie bei den richtigen Patienten frühzeitig eingesetzt werden", erklärt Niculescu. Von entscheidender Bedeutung sei – neben psychotherapeutischen Maßnahmen – auch soziale Unterstützung. "Es gibt noch viel zu verstehen in Bezug auf das Denken und seine Anomalien. Aber es gibt Grund zum Optimismus in dieser Ära der aufkommenden Präzisionspsychiatrie".

Laut Presseaussendung wird der Test voraussichtlich noch dieses Jahr auf den Markt kommen. 

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