Die Ausbildung habe durchaus Qualität – doch für das, was man im Beruf braucht, könne sie nur eingeschränkt ausbilden. Doch genauso wie ein HTL-Schüler sich noch weiterentwickelt, wenn er an die Hochschule geht, so können das auch BafEP-Absolventen – nur sie dürfen die elementarpädagogischen Bachelor-Studiengänge belegen.
Buchhaltung und Pädagogik
Was dort gelehrt wird? „Zum einen Praktisches wie Buchhaltung, die man als Leiterin beherrschen muss“, weiß Hover-Reisner. Und natürlich Pädagogik und die Frage, wie man Kinder begleitet, die höchst unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Stichworte sind hier: Migration, Mehrsprachigkeit, Patchwork, Bildungsniveau oder sozialer Hintergrund: „Kindergartenpädagoginnen müssen ziemlich klug sein, um damit umgehen zu können, zumal sie auch als Vorbild in Erziehungsfragen dienen. Sie sind oft die erste Ansprechperson, an die sich Eltern wenden, wenn das Kind ihnen Sorgen macht. Deshalb setzen sich viele in der Wissenschaft dafür ein, dass es vermehrt diese Bachelorstudiengänge gibt.
Kinder in ihrem So-Sein verstehen
Der Vorteil: „Man wird explizit dafür qualifiziert, Kinder in ihrem So-Sein zu verstehen, indem man sie etwa in ihrem Spiel beobachtet. Denn Kinder wollen uns mit ihren Handlungen immer etwas sagen, aber wir verstehen es oft nicht“, sagt die Expertin. Das erfordere eine hohe Fachkompetenz und Reflexionsfähigkeit der Kindergartenpädagoginnen.“ Konkret heißt das: „Wir reflektieren viel über das, was die Studierenden in der Praxis erleben. Hier geht es nicht nur um Psychohygiene, sondern ganz konkret um die Frage: Was zeigt uns das Kind in diesem konkreten Fall?“ Ganz wichtig sei dabei zu lernen, dass man Kinder nicht vorschnell in eine Schublade steckt. Etwa: „Eh klar, die Eltern lassen sich gerade scheiden, deshalb reagiert das Kind so und so.“ Oder: „Die Eltern sprechen zu Hause nur türkisch – logisch, dass das Kind so wenig versteht.“ Hier solle man sich nicht vorschnell von Erklärungsmustern verführen lassen.
Ausdifferenziertes Berufsbild
Ein weiterer Vorteil dieses ergänzenden Studienganges liege darin, dass er das Berufsbild ausdifferenzieren und etwas leisten könnte, was eine nicht akademische Ausbildung nicht schaffen kann – etwa Kompetenzen für den Einsatz verschiedener pädagogisch-diagnostischer Verfahren in der Arbeit mit Kindern zu vermitteln. „Dazu gehört etwa die Sprachstandsfeststellung. Kindergartenpädagogen haben oft weder Zeit noch Ruhe, sich in der kurzen kinderfreien Arbeitszeit damit auseinanderzusetzen. Diesen Test so herunterzubrechen, dass Kindergärtnerinnen damit umgehen können, ist fast nicht leistbar. Mit einer akademischen Qualifizierung könnte man solche Bereiche professionalisieren.“
Eine Ausbildung auf Hochschulniveau wünscht sich Nina Hover-Reisner übrigens nicht nur für Menschen, die die BAfEP absolviert haben. „Es gibt sicher auch andere Maturantinnen und Maturanten, die im Rahmen eines Studiengangs Elementarpädagogik studieren und dann im Kindergarten arbeiten möchten.“
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