Mauritius: Mit Haaren gegen die Ölpest

Frisöre sammeln Haare für Mauritius
Forscher wissen es schon lange: Es gibt eine abbaubare Alternative zu Polypropylen.

Tausend Tonnen Öl sind in die türkisen Lagunen von Mauritius ausgelaufen. Es ist zwar gelungen, die Tanks zu leeren, bevor der Frachter auseinanderbricht. Doch noch immer lagert Öl auf dem Schiff. Deshalb kämpfen die Bewohner weiterhin gegen die Umweltkatastrophe - auch mit ihren eigenen Haaren. Diese werden in Nylonplanen gefüllt und fungieren als Sperren, um das Öl abzuhalten.

Weltweit gesammelt

Mittlerweile werden weltweit Haare gesammelt, etwa in einigen französischen Salons, um der Inselbevölkerung zu helfen. Dass Haare ein gutes Hilfsmittel sind, weiß man schon seit längerem, wie die Umweltbiologin Megan Murray von der University of Technology Sydney in Australien gegenüber der Süddeutschen Zeitung erläutert. Erstmals ist ein Friseur in Alaska auf die Idee gekommen, als im Jahr 1989 der Tanker Exxon-Valdez havariert ist. Er hatte Haar aus seinem Salon in Damenstrumpfhosen verpackt und gute Erfolge damit erzielt. Seither ist schon bei mehreren Ölkatastrophen Haar zum Einsatz gekommen, zum Beispiel bei der Deepwater-Horizon-Katastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010.

Mauritius: Mit Haaren gegen die Ölpest

Tankerunglück vor Mauritius

"Schlichtweg deshalb, weil es sehr effektiv ist," sagt Murray. Allerdings wusste man lange nicht genau, wie gut und warum. "Mittlerweile wissen wir, dass recyceltes Haar zumindest ebenso effektiv ist wie Polypropylen. Dieser Kunststoff hat gute Barriereeigenschaften gegen Fett und Feuchtigkeiten und wird viel in Folien und Behältern eingesetzt. Polypropylen war der Stoff, der in den vergangenen Jahrzehnten vorzugsweise gegen Ölverschmutzung eingesetzt wurde – aber dieser Stoff ist natürlich keine abbaubare Ressource."

Jeder kennt das Prinzip

Dass Haar ein so gutes Hilfsmittel ist, liegt an seinen adsorbierenden Eigenschaften - nicht zu verwechseln mit absorbieren: "ABsorbieren heißt, dass der dass Mittel Stoffe aufnimmt. Bei der ADsorption reichert sich der Stoff an der Oberfläche eines Festkörpers – also in diesem Fall eines Haares – an, dringt aber nicht ein."  Den Effekt kennt jeder: Wird das Haar fettig, so lagern sich Substanzen wie natürliche Öle aus den Talgdrüsen der Kopfhaut auf dem Haar ab.

Kommentare