Womit es die Lipizzaner bis nach Hollywood schafften

Die Lipizzaner sind ein Kulturerbe
Alles Schimmel, oder was? Mitnichten: Sowohl an der Spanischen Hofreitschule als auch im Gestüt Piber leben Lipizzaner, die nicht das bekannte weiße Fell haben.
In Wien trägt etwa Maesto Alma I. dunkelbraun statt weiß – der Hengst gilt wie die beiden ebenfalls dunklen Hengste Pluto Alea IV und Favory Aquileja im weststeirischen Piber als Glücksbringer. Denn so will es die Legende: Solange ein dunkler Lipizzaner im Stall steht, bleibt die Hofreitschule bestehen.
Tatsächlich sind heute fast alle Lipizzaner Schimmel, aber das war nicht immer so: Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts waren sie Schecken, Rappen, Füchse, Braune.
Das Weiß wurde bewusst gezüchtet
Erst dann setzte sich durch bewusste Züchtung das Weiß durch – der berühmte "Kaiserschimmel" betrat die Bühne. Das Fell der Fohlen und Jungpferde trägt ohnedies alle Schattierungen zwischen braun und schwarz. Erst mit zunehmendem Alter (ab etwa sechs Jahren) setzt sich das Weiß durch.
Viele Majestäten im Stall
Durchsetzungskräftig sind auch die Pferde selbst. "Bei uns im Stall sind sie die Kaiser", beschreiben Betreuer in Piber augenzwinkernd: Lipizzaner gelten als ausdauernd und gelehrig, aber auch als temperamentvoll, kontaktfreudig und menschenbezogen, aber auch als hochsensibel.
Sie hießen nicht immer Lipizzaner
Seit Ende des 16. Jahrhunderts wird diese Pferderasse speziell gezüchtet, auch wenn der Name Lipizzaner erst Jahrhunderte später auftauchte: Die "spanischen Karster" wurden im Gestüt in Lipica im heutigen Slowenien nach den Anforderungen der Habsburger gezüchtet. Kaiser Franz Josef I. ritt übrigens 1867, als er zum König von Ungarn gekrönt wurde, auf einem Lipizzanerhengst auf den Krönungshügel.
Die Pferdeherden mussten mehrmals in Sicherheit gebracht werden. Spektakulär war vor allem ihre Rettung im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Erst wurden die Lipizzaner aus Wien und Piber nach Hostau (heute Hostouň, Tschechien) gebracht, doch zu Kriegsende liefen die Pferde Gefahr, geschlachtet oder als Transporttiere eingesetzt zu werden.
Eine filmreife Rettung
US-General George S. Patton, einst Dressurreiter bei den Olympischen Spielen 1912, befahl, die Hunderten Lipizzaner vor dem Zugriff der Roten Armee zu sichern: Unter der Leitung des Colonels Charles Reed wurden sie nach St. Martin in Oberösterreich gebracht, wo bereits die Hengste der Hofreitschule waren.
Natürlich wurde die filmreife Flucht der Lipizzaner verfilmt: "The Miracle of the White Stallions" kam 1963 ins Kino, Hauptrollen spielten neben den weißen Pferden Curd Jürgens, Robert Taylor und Lilli Palmer.
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