Lehrkräfte werden dringend gesucht – aber nicht für jedes Fach

Lehrkräfte werden dringend gesucht – aber nicht für jedes Fach
Bildungsdirektor Johann Heuras will Werbung bei Maturanten machen, Ministerium will Quereinsteiger mit attraktiverem Gehalt locken.

Rund 300 Lehrerstellen könnte Johann Heuras, niederösterreichischer Bildungsdirektor, aktuell besetzen. Wären da nicht 200 Studentinnen und Studenten sowie Lehrkräfte, die Überstunden machen, müssten wohl einige Stunden ausfallen.

Niederösterreich ist kein Einzelfall – Corona sowie die Ukrainekrise haben das Problem des Lehrermangels verschärft. Das weiß man im Bildungsministerium und reagiert: So soll es bei den Quereinsteigern Änderungen geben, indem man sie in das Gehaltsschema der Lehrenden einbettet. Bisher erhielten sie Sonderverträge, die finanziell nicht immer attraktiv waren. Demnächst sollen ihnen bis zu zwölf Jahren einschlägiger Vordienstzeiten angerechnet werden. Das neue Gehaltsschema biete zudem attraktivere Einstiegsgehälter.

Zudem werde es ab dem Sommersemester 2022 an den Pädagogischen Hochschulen für Quereinsteiger, die ein Fachstudium mit mindestens 180 ECTS-Punkten absolviert sowie drei Jahre Berufserfahrung haben, eine Zusatzausbildung geben, damit diese in der Sekundarstufe 1 und 2 unterrichten können.

Eine Garantie, dass jeder nach dem Lehramtsstudium einen Job bekommt, gibt es aber nicht. „Es kommt immer darauf an, welche Fächer man studiert hat“ , sagt Heuras. So seien z. B. Geschichte und Geografie keine gefragte Kombination. „Anders sieht es in den MINT-Fächern wie Mathe und Chemie oder den kreativen Fächern und im Sport aus.“ Er empfiehlt jedem, der Lehramt studieren will, ein Trägerfach wie Mathe, Deutsch oder Englisch zu wählen und daneben ein Zweitfach. Doch nicht nur Lehrer für bestimmte Gegenständen fehlen: „Wir haben schulartspezifische und regionale Probleme“, sagt Heuras. So fehlen in Sonderschulen und vielen Mittelschulen Lehrkräfte. Im Wiener Speckgürtel oder dem Waldviertel sei der Lehrermangel besonders groß.

Lehrkräfte werden dringend gesucht – aber nicht für jedes Fach

Lehrerbildung

Eine Ursache des Mangels sei die derzeitige Lehrerbildung. Nach dem Bachelor sollen die Studenten parallel in die Schulen gehen: „Sie arbeiten Teilzeit, was insbesondere in den Volksschulen, wo wir das Prinzip der Klassenlehrer haben, ein großes Problem ist“, meint Heuras.

Weil in der Ausbildung nicht mehr zwischen AHS- und Mittelschullehrern unterschieden wird, gehen viele ins Gymnasium. „In Mittelschulen müssen sie auch fachfremd unterrichten, was viele abschreckt“, sagt Heuras. Für Thomas Krebs, Pflichtschulgewerkschafter in Wien, kommt hinzu, „dass die neue Lehrerausbildung nicht gut auf die Praxis in Mittelschulen vorbereitet“. Wien habe das Problem, dass aufgrund des Parkpickerls viele Pendler in die Bundesländer zurückkehren wollen. Immerhin: Laut Ministerium will man die Ausbildung „evaluieren und eventuell anpassen“.

„Wir planen jedenfalls eine bessere Kooperation mit den Ausbildungsinstitutionen“, verspricht Heuras, der gleichzeitig bei Maturanten Werbung für den Beruf machen will. ute brühl

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