Grundwasser in Mittelmeerregion durch Schadstoffeintrag gefährdet

Grundwasser in Mittelmeerregion durch Schadstoffeintrag gefährdet
Eine neue Studie mit österreichischer Beteiligung zeigt, dass vor allem sogenannte Karstgebiete betroffen sind.

Rund ein Viertel der Weltbevölkerung bezieht sein Trinkwasser aus Grundwasservorkommen aus Karstgebieten. Wie sehr diese Quellen durch den Eintrag von Schadstoffen etwa aus Spitzmitteln aus der Landwirtschaft gefährdet sind, hat ein Forschungsteam mit Beteiligung aus Österreich berechnet. Im Fachblatt PNAS zeigt die Gruppe nun, dass es vor allem in den rissigen und zerklüfteten Karstgebieten im Mittelmeerraum zu hohen Konzentrationen kommen kann.

Das Team um Andreas Hartmann von der Universität Freiburg (Deutschland), dem auch Wissenschafter vom Internationalen Institut für Angewandte System Analyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, vom Umweltbundesamt, der Uni Wien und der Universität für Bodenkultur Wien angehörten, ging der Frage nach, wie schnell Schadstoffe in die Grundwasservorkommen gelangen können. Dazu verglichen die Forscher jene Zeit, die das Wasser in verschiedenen Gebieten von der Oberfläche bis in den Untergrund braucht, mit der Abbau-Dauer verschiedener Schadstoffe in Kalkgesteinregionen in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten. In Europa machen dies Gebiete immerhin rund 20 Prozent der Landfläche aus, schreiben die Forscher in der Arbeit.

Mittelmeerregion besonders betroffen

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Pestizide, Medikamente oder Krankheitserreger etwa in Folge von Starkregenereignissen ins Grundwasser gelangen, sei bisher noch wenig untersucht worden. Die Simulationen und Messdaten zeigen, dass dieser Faktor vor allem dort nicht zu vernachlässigen sein dürfte, wo das Oberflächenwasser relativ rasch in die Grundwasserdepots sickert. Das gilt vor allem für den Mittelmeerraum, wo der Anteil des Wassers besonders hoch sei, das in weniger als 90 Tagen dort abkommt. In unseren Breiten sei dies hingegen weniger oft der Fall.

In mediterranen Regionen finden sich besonders viele Klüfte und Risse im Gestein und die Bodenfeuchtigkeit ist insgesamt niedrig. Über derartig schnelle Sickerwege können potenziell größere Mengen kontaminiertem Wassers in tiefere Schichten gelangen, bevor Schadstoffe abgebaut werden. Je nach Abbauzeit können bis zu 50 Prozent der Schadstoffe dorthin gelangen, heißt es in einer Aussendung der Uni Freiburg. Die Wissenschafter haben berechnet, dass dies im Fall des Pestizids Glyphosat zu Konzentrationen im Grundwasser führen kann, die den zugelassenen Grenzwert bis um das Neunzehnfache überschreiten.

Weitere Untersuchungen notwendig

Da die Ergebnisse eine erste Einschätzung der Situation sind und Abbauzeiten von Schadstoffen aufgrund der Umweltbedingungen von Region zu Region unterschiedlich sein können, brauche es zukünftig genaue Untersuchungen zu dem Thema, so die Wissenschafter. Das gelte besonders in relativ trockenen Gegenden, wo Böden relativ dünn sind und trotzdem beispielsweise intensiv und unter hohen Pestizideinsatz Landwirtschaft betrieben wird.

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