Corona-Krise verschlechtert Zugang zu früher Bildung

Corona-Krise verschlechtert Zugang zu früher Bildung
Anlässlich des Aktionstages "Tag der Elementarbildung" wünschen sich Befragte Bildungszugang für alle.

Anlässlich des vierten "Tags der Elementarbildung" am 24. Jänner hat Integral im Auftrag des Österreichischen Berufsverband der Kindergarten- und Hortpädagoginnen in einer Onlinebefragung ein aktuelles Stimmungsbild zum Thema Elementarpädagogik erhoben.

Fast jeder zweite Befragte hält die Vermittlung von Bildung im Kindergarten für sehr wichtig, ein weiteres Drittel für eher wichtig. In den östlichen Bundesländern und den größeren Städten sowie für Personen mit höherer Bildung ist die Bedeutung überdurchschnittlich hoch.

Im Vergleich zu 2018 leidet die Priorität jedoch unter der Corona-Krise.

Der Vergleich mit der eigenen Kindheit

Verglichen mit der eigenen Kindheit sehen sechs von zehn Befragten die Öffnungszeiten als positivste Entwicklung. Ebenso positiv wird die Ausbildung der Pädagogen und Pädagoginnen (56 Prozent) wahrgenommen sowie die Vorbereitung auf den Übergang vom Kindergarten zur Volksschule (53 Prozent) und der Zugang zu Bildung für alle (52 Prozent).

Was auffällt: Die Gruppe der 50 bis 69-Jährigen sieht einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zu ihrer Kindergartenzeit. Bei den Jüngeren ist man da deutlich kritischer.

Besonders unzufrieden sind die Befragten mit Anzahl der Kinder pro Gruppe im Kindergarten (41 Prozent) bzw. in der Krippe (43 Prozent) sowie bei der allgemeinen Haltung zu Bildung in der Gesellschaft (44 Prozent).

Raphaela Keller, Koordinatorin des Aktionstages, interpretiert die Befragungen so: "Sicher hat sich in den vergangenen 20 bis 50 Jahren einiges zum Besseren verändert. Von einem Idealzustand sind wir aber noch meilenweit entfernt. In der Praxis sehen die Pädagoginnen und Pädagogen ja, dass wir nicht das tun können, was aus wissenschaftlicher Sicht nötig wäre. Dafür sind die Kindergartengruppen viel zu groß."

Corona-Krise rüttelt unser Leben durcheinander

Fast jeder zweite Befragte wünscht sich für die Zukunft einen besseren Zugang zu Bildung für alle.

60 Prozent sind der Ansicht, dass die Corona-Pandemie den Zugang zu früher Bildung verschlechtert hat. Insbesondere die Gruppe der 50- bis 69-Jährigen äußert sich kritisch. Dagegen empfinden nur 4 Prozent aktuell eine Verbesserung, 35 Prozent nehmen keine Veränderung wahr.

Raphaela Keller: "Diese Krisenzeit rüttelt unser aller Leben durcheinander. Junge Kinder und deren Zugang zu früher Bildung in den Elementaren Bildungseinrichtungen erfuhren einen Rückgang an Stabilität. Versäumnisse der letzten Jahrzehnte hinsichtlich der Ressourcen rächen sich nun in hohem Maß! Vor allem der Mangel an Pädagogen und Pädagoginnen im Berufsfeld verhindert, dass pro Gruppe weniger Kinder sind. Das nimmt uns die Chance, jetzt in der Pandemie das Ansteckungsrisiko zu verringern und gleichzeitig bildungsmäßige Vorteile zu erzielen."

Die Forderungen an die Politik:

  • Massive Investitionen in den österreichischen Elementaren Bildungsbereich
  • Sofortige innovative Maßnahmen, um derzeit nicht im Beruf befindliche Pädagoginnen und Pädagogen zum Wiedereinstieg und aktive zum Bleiben zu motivieren
  • Reform der Rahmenbedingungen für eine zeitgemäße Bildungsarbeit – weniger Kinder pro Gruppe, mehr Platz für Kinder, Weiterbildung, Supervision etc.

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