Artenschwund im Süßwasser: Forscher schlagen Alarm
In Seen, Flüssen und Feuchtgebieten schreitet der Rückgang an biologischer Vielfalt übermäßig stark voran, der Artenschwund gehe im Süßwasser sogar rascher als in den Meeren oder an Land vor sich. In einem im Fachblatt "Ecology Letters" veröffentlichten Beitrag machen Forscher aus 38 Ländern inklusive Vertretern aus Österreich auf die Situation aufmerksam und fordern mehr Anstrengungen zum Schutz des Bereichs sowie mehr Aufmerksamkeit und Geld für die Forschung darüber.
Verbauung und Verschmutzung von Flüssen setzt Fischen & Co zu
In ihrer Arbeit zitieren die 95 Wissenschafter, unter den sich auch der österreichische Gewässerökologe und Generaldirektor der deutschen Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Klement Tockner, und Astrid Schmidt-Kloiber vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien finden, den aktuellen "Living Planet Report" des WWF: Demnach gingen in den vergangenen 50 Jahren die Bestände von 944 Süßwasserwirbeltierarten in 3.741 untersuchten Lebensräumen im Schnitt um 84 Prozent zurück. Verantwortlich dafür sind beispielsweise die zunehmende Verbauung und Untergliederung von Flüssen etwa durch Kraftwerksprojekte oder die Umweltverschmutzung.
Prioritätenliste zur Rettung der Arten mit 15 Punkten
"Unter der Wasseroberfläche, vor aller Augen verborgen, schwindet die Biodiversität in Süßwasserökosystemen sowohl regional als auch global in einem noch nie dagewesenen Ausmaß", merkt Schmidt-Kloiber in einer Aussendung der Boku an, zu dem von der deutschen Biodiversitätsforscherin Sonja Jähnig initiierten Vorstoß. In einem internationalen Abstimmungsprozess einigte man sich daher auf einen 15 Prioritäten umfassenden Katalog, der die Bereiche Monitoring, Ökologie, Management, Sozioökologie und Dateninfrastruktur umfasst.
Bessere Vernetzung gefordert
Auf letzterem Gebiet fehle es etwa an digitalisierten Informationen, anhand derer sich zum Beispiel Schlüsse über den Einfluss des Klimawandels ziehen ließen. Insgesamt mangle es nicht nur an Kommunikation unter den Wissenschaftern, sondern auch in Richtung Entscheidungsträger und Personen, die in dem Bereich arbeiten. Nicht zuletzt sei es um die politische Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen schlecht bestellt.
Bei allen von den Wissenschaftern hervorgehobenen Punkten "gibt es derzeit Lücken, die wir aufzeigen und dadurch sowohl die Forschung als auch Forschungsgelder in diese Richtung lenken möchten", so Schmidt-Kloiber. Der dramatischen Situation stehe nämlich der Befund gegenüber, dass die Forschung in dem Bereich vergleichsweise sehr wenig Zuwendungen von öffentlichen und privaten Fördergebern erhalte, heißt es.
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