Antibiotikaresistent: Die Donau bekommt ihr eigenes Bakterium

Antibiotikaresistent: Die Donau bekommt ihr eigenes Bakterium
Der Einzeller Pseudomonas danubii, der nach der Donau benannt wurde, ist besonders resistent gegen Antibiotika und breitet sich am besten bei hohen Temperaturen aus.

Die Donau hat ihr eigenes Bakterium bekommen – zumindest wurde der längste Fluss Österreichs mit einer eigenen Bakterienspezies geehrt. Pseudomonas danubii heißt der Einzeller, der vor Kurzem im Rahmen einer Analyse, an der auch Med Uni Graz-Forscher und Forscherinnen beteiligt waren, entdeckt wurde.

Als die Donau vor Jahren nach antibiotikaresistenten Bakterien untersucht wurde, hat man mehr als 600 unterschiedliche Pseudomonas-Stämme gefunden. Unter ihnen wurde nun eine noch nie zuvor erfasste Art ausfindig gemacht. Die Entdecker an der Medizinischen Universität Graz schlugen für sie - dem Fundort entsprechend - den Namen Pseudomonas danubii vor, wie die Med-Uni am Mittwoch mitteilte.

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Donau enthält 611 unterschiedliche Pseudomonas-Stämme

Pseudomonas ist eine weltweit verbreitete Gattung gramnegativer Bakterien, die mit mehr als 280 Arten die höchste Artenzahl verzeichnet. Schon vor mehr als zehn Jahren wurden bei einer Studie der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (ICPDR) auf antibiotikaresistente Umwelt-Pseudomonas entlang der Donau gescreent. Dabei wurden nicht weniger als 611 unterschiedliche Pseudomonas-Stämme aus Wasserproben isoliert.

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Bei der genetischen Untersuchung der mikroskopisch kleinen Lebewesen wurden auch Pseudomonas-Bakterien gefunden, die keiner anderen Spezies zuordenbar waren. Die Arbeitsgruppen um Clemens Kittinger und Gernot Zarfel am Diagnostik- & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med-Uni Graz hat gemeinsam mit Kollegen aus Spanien schließlich eines dieser Bakterien als neu entdeckte Art erkannt.

Pseudomonas danubii ist besonders resistent gegen Antibiotika und liebt Wärme

Bakteriologisch gesehen zeichne sich Pseudomonas danubii durch eine hohe natürliche Resistenz gegen Antibiotika aus. Ebenso wie durch seine Fähigkeit, bei einer Temperatur von 37 Grad Celsius zu wachsen - für ein Umweltbakterium ein ungewöhnlich hoher Wert, wie die Experten festhielten. Mittlerweile sei der Einzeller auch schon außerhalb der Donau gefunden worden. Das Bakterium wurde im Rahmen der Untersuchung neben dem Süßwasser auch in Böden und Lebensräumen unmittelbar in der Nähe von lebenden Wurzeln gefunden.

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"Insgesamt war es überraschend, dass wir bei unserer Feldstudie so viele Pseudomonaden finden konnten, die noch nicht als Spezies erfasst waren. Vor allem da wir Bedingungen für die Isolation gewählt hatten, die besonders die humanmedizinisch relevanten und somit besser untersuchten Spezies bevorzugen sollten", kommentierte Gernot Zarfel die Entdeckung. Zarfel leitet eine Arbeitsgruppe zum Thema Antibiotika-Resistenz am Diagnostik- & Forschungszentrum für Molekulare Biomedizin. Schwerpunkt der aktuellen Forschung sind die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen bei Bakterien in der Umwelt und mögliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Außerdem befasst er sich mit mechanistischen Grundlagen einzelner wichtiger Resistenzmechanismen.

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