Wir leben länger, haben aber nicht mehr gesunde Jahre
Die Lebenserwartung steigt und steigt – „aber zwischen 201 und 2014 gab es in vielen EU-Staaten praktisch keinen Zuwachs bei den Lebensjahren in Gesundheit“, kritisiert die OECD in ihrem neuen Bericht „Health at a Glance 2016“, der Mittwoch veröffentlicht wurde.
Vergleicht man die Berichte von 2014 und 2016, zeigt sich für Österreich sogar ein Rückgang bei den gesunden Jahren – und zwar sowohl bei den in diesen Jahren 65-Jährigen sowie auch bei den Prognosen für die Geburtsjahrgänge in diesen beiden Jahren. Bei der Statistik Austria heißt es dazu, dass die OECD eigene Berechnungen verwende. Die hauseigenen Daten der Statistik Austria zeigten, dass in den vergangenen vier Jahren die Zahl der gesunden Lebensjahre „ziemlich gleich“ geblieben sei, so eine Sprecherin zum KURIER – während die Lebenserwartung gestiegen sei.
Ein konkretes Beispiel
Ein Beispiel aus den OECD-Berichten 2014 und 2016 (jeweils mit den Daten von 2012 bzw. 2014): Eine Frau, die 2012 65 Jahre alt war, hatte noch 21,3 Lebensjahre vor sich – davon 9,5 in Gesundheit und 11,8 Jahre mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Eine Frau, die 2014 ein Alter von 65 Jahren erreicht hatte, hatte zu diesem Zeitpunkt eine Lebenserwartung von 21,8 Jahren – also mehr wie 65-Jährige 2012. Aber: Laut dem neuen OECD-Bericht kann sie nur auf 7,7 gesunde Lebensjahre offen.
Eine Frau, die 2012 geboren wurde, kann mit 62,5 gesunden Jahren rechnen (Lebenserwartung: 83,6 Jahre). Eine 2014 Geborene hat laut den OECD-Berichten eine längere Lebenserwartung (84 Jahre), aber ebenfalls weniger gesunde Jahre (57,8).
Ähnliche Entwicklung bei den Männern
Einen ähnlichen Rückgang bei den gesunden Lebensjahren in der Statistik gibt es auch bei den Männern. Allerdings könnte es sich auch um einen „statistischen Ausreißer“ handeln. Einigkeit herrscht aber darüber, dass es praktisch keinen Anstieg bei den gesunden Jahren gibt.
50 Millionen sind chronisch krank
Das verwundert letztlich auch nicht: Rund 50 Millionen Menschen sind in der EU mehrfach chronisch krank, und über eine halbe Million (550.000) im erwerbsfähigen Alter sterben jedes Jahr an chronischen Krankheiten, die vielfach mit Lebensstilfaktoren (z.B. Rauchen, Übergewicht, etc.) zusammenhängen. Dadurch gehen 3,4 Millionen Lebensjahre verloren. Die jährlichen Kosten zur Behandlung dieser Krankheiten liegen bei 115 Mrd. Euro. Immerhin 16 Prozent der europäischen Bevölkerung sind heute adipös (stark übergewichtig), im Jahr 2000 waren es elf Prozent.
Bei den Gesundheitsausgaben ist Österreich mit 10,4 Prozent des BIP auf Rang sechs und liegt damit über dem OECD-Durchschnitt von 9,9 Prozent. An der Spitze liegen Deutschland und Schweden mit je 11,1 Prozent des BIP, gefolgt von Frankreich, Niederlanden und Dänemark. Belgien und Österreich sind auf dem sechsten Platz.
Dass trotz relativ hoher Gesundheitsausgaben die gesunden Lebensjahre nicht zunehmen, nimmt EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis zum Anlass, in seinem Vorwort zu dem neuen Bericht "effizientere Gesundheitssysteme" zu fordern - und auch einen leichteren Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen für benachteiligte und ärmere Bevölkerungsgruppen.
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