West-Nil-Virus: Rekordwert an Infektionen in Europa

Die heimischen Hausgelsen übertragen das West-Nil-Virus.
Laut WHO stieg die Zahl der Neuinfektionen stark an. Urlaubsländer wie Italien und Griechenland sind stark betroffen.

„Es ist eine grippeähnliche Erkrankung mit plötzlichem, hohem Fieber, Muskelschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden. In Einzelfällen (weniger als einem Prozent der Infektionen) kann es zu schweren Verläufen mit Hirnhaut- oder Hirnentzündung kommen: Das West-Nil-Fieber. Jetzt warnt die Weltgesundheitsorganisation: Die Zahl der Infektionen ist heuer in Teilen Europas – im Vergleich zu den vergangenen vier Jahren – deutlich angestiegen. Bis Mitte August sind aus europäischen Ländern 401 Infektionen gemeldet worden, 22 davon sind tödlich verlaufen. Am stärksten betroffen sind Serbien (126 Fälle), Italien (123), Griechenland (75), Ungarn (39) und Rumänien (31). Hauptgrund für die starke Zunahme heuer ist der jahreszeitlich frühe Anstieg der Temperaturen in vielen Teilen Europas, immer wieder verbunden mit kurzen Regenschauern – ideal für die Gelsenvermehrung. Denn die Übertragung des Virus erfolgt durch Stechmücken der Art Culex pipiens, unserer heimischen Hausgelse.

Meist symptomfrei

80 Prozent der Infektionen verlaufen ohne Symptome, nur bei rund 20 Prozent tritt eine grippeähnliche Erkrankung auf. Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Personen über 50 Jahren haben ein höheres Risiko, die schwere Form der Krankheit zu entwickeln.

Seit 2009 bis Ende des Vorjahres konnten 27 West-Nil-Infektionen in Österreich nachgewiesen werden, vier davon waren importiert (drei aus Serbien, eine aus Bosnien-Herzegowina), schrieb der Virologe Stephan Aberle von der MedUni Wien kürzlich in der Virusepidemiologischen Information. „Heuer sind bis jetzt fünf neue Fälle gemeldet worden“, so Aberle zum KURIER. Drei Infektionen wurden bei der Testung von Blutspenden auf den Erreger nachgewiesen (diese Blutspenden werden nicht verabreicht), zwei Infektionen wurden bei in Österreich Erkrankten diagnostiziert, ein Fall war aus Serbien importiert.

Aedes aegypti Mosquito

Die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti)

Heimisch in den Tropen und Subtropen, Hauptüberträger des Zika-Virus. Kommt in Europa praktisch nicht vor.

West-Nil-Virus: Rekordwert an Infektionen in Europa

Die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus)

Hat sich in den vergangenen Jahren im Osten Österreichs bereits etabliert und vom südlichen Burgenland nordwärts bis Niederösterreich ausgebreitet. Das Klima ist vergleichbar mit jenem in ihrer ursprünglichen Heimat Japan, deswegen fühlt sie sich hier wohl wie in Japan. Kann theoretisch Viren – etwa das West-Nil-Virus – übertragen.

West-Nil-Virus: Rekordwert an Infektionen in Europa

Was bringt es, nach Gelsen zu schlagen?

Nach Gelsen zu schlagen scheint sich zu lohnen – selbst, wenn man sie verfehlt. Laut einer neuen Studie merken sich Moskitos, wenn sich ihre potenziellen Opfer wehren. Dir Tiere verbinden dabei den Duft eines Menschen mit unangenehmen Erfahrungen. Beim nächsten Rundflug meiden die Insekten den Geruchsträger dann.

Nicht außergewöhnlich

2017 gab es sieben neue Fälle insgesamt, davon einer importiert und ein Virusnachweis bei einer Blutspende. „Es kann schon sein, dass wir heuer etwas mehr Fälle gemeldet bekommen als im Vorjahr – aber so wie es derzeit aussieht bewegen wir uns damit durchaus noch im Rahmen der Vorjahre. Außergewöhnlich ist die Situation in Österreich derzeit nicht.“ Einen Todesfall beim Menschen gab es in Österreich bisher noch nicht.

Noch geringes Risiko in Österreich

„Das Risiko, sich in Österreich anzustecken und an West Nil Fieber zu erkranken, ist derzeit noch sehr gering“, heißt es demnach bei der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). In Österreich sind von Infektionen vor allem Wien und das Wiener Umland betroffen. Bei Urlaubsreisen im Spätersommer und Frühherbst kann es aber deutlich erhöht sein. Experten raten deshalb zu Mückensprays und – besonders in der Dämmerung – zu langärmeliger Kleidung. In der Dämmerung sind viele Mückenarten besonders aktiv.

Nähere Informationen der AGES zum Thema West-Nil-Virus finden Sie hier.

 

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