Weltwassertag: Wo man bald auf dem Trockenen sitzt

Drips faucet and dry environment in the background
Weil die großen Städte immer mehr wachsen, benötigen sie auch mehr Wasser. Einige Länder zeigen vor, wie es geht.

Die Stunde Null ist vorerst abgesagt: Als „day zero“ bezeichnen die Kapstädter den Tag, an dem kein Wasser mehr aus den Leitungen kommt, weil die Ressourcen erschöpft sind. Wird das Wasser in einer Stadt knapp, so ist das selten ein gottgegebenes Naturereignis, sagt Manfred Eisenhut: „Wassermangel ist zumeist eine Folge schlechter Verwaltung oder mangelnder Raumplanung“, erklärt der Bereichsleiter Wasser der OVGW (Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach) .

Mangelnde Raumplanung ist wohl auch in Kapstadt eine Ursache dafür, dass die Menschen zunehmend auf dem Tro ckenen sitzen: Die Einwohnerzahl hat sich seit den 80er Jahren verdoppelt, doch an den Wasserressourcen hat sich nichts geändert.

Die Stadt wird aus Stauseen versorgt, die aufgrund einiger Dürrejahre immer weniger Wasser führen. „Man hat über Jahre die Entwicklung beobachtet, aber keine Gegenmaßnahmen eingeleitet“, sagt Eisenhut. Kapstadt ist ein Extrembeispiel – doch auch andere Großstädte leiden unter einem Mix aus Mis management und Bevölkerungswachstum. Beispiel: „Neu Delhi muss jährlich einen Zuwachs von einer halben Million Menschen bewerkstelligen. Klar, dass man dort mit dem Bau von Pumpwerken, Wasserleitungen und -speichern nicht nachkommt. Daher ist die Urbanisierung in vielen internationalen Wasserorganisationen ein sehr wichtiges Thema.“

In den meisten Städten gibt es genug Wasser – wurden Metropolen doch schon immer an Flüssen oder Seen gebaut, wie Alfred Paul Blaschke, Ingenieurhydrologe von der TU Wien weiß. „Das Problem: Verschmutztes Flusswasser versickert und vermischt sich mit Grundwasser, dass dann in ufernahen Brunnen gewonnen wird. Da diese sogenannte Uferfiltration eine Art von Oberflächenwasser ist, muss es meist wie jedes Oberflächenwasser aufbereitet werden.“

Wassermangel ist meist Folge schlechter Verwaltung oder mangelnder Raumplanung.“ Manfred Eisenhut Wasserexperte

Doch für New Delhi gilt das Gleiche wie für viele andere aufstrebende Metropolen: „Alles ist auf das Wirtschaftswachstum ausgerichtet. Dabei wird es langfristig nicht ohne nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung gehen“, sagt Eisenhut. In Indien etwa fällt der Grundwasserspiegel seit Jahren kontinuierlich aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Bewässerung.

Es gibt aber auch Beispiele, wie man auf schwindende Wasserressourcen und Urbanisierung reagieren kann. Etwa Aus tralien, wo Regenwasser zurückgehalten wird, damit es langsam versickern kann und so Grundwasserressourcen auffüllt. Denn der Boden kann dort das Regenwasser nicht schnell genug aufsaugen, sodass es über die Flüsse zu schnell ins Meer abfließt.

„Die Australier haben nicht nur riesige Rückhaltebecken gebaut, auch viele Bürger haben Sammelbecken. Was nicht genutzt wird, wird nach und nach ins Grundwasser abgegeben“, so Eisenhut. Auch in der trockensten Region der Erde, in Windho ek in Namibia, wird klug gehaushaltet. „Ein Unternehmen, das nicht wasserschonend arbeitet, darf sich nicht ansiedeln. Die meisten Abwässer werden, wie in Israel, konsequent aufbereitet und weiterverwendet.“

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Grafik,istockphoto

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Dürre als Kriegsgrund

In China baut man riesige Wasserleitungen, um die Versorgung in der Region Peking nachhaltig zu sichern – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen: Wassermangel kann zum politischen Problem werden, wie das Beispiel Syrien zeigt. Unter Experten ist unbestritten, dass die jahrelange Dürre im „grünen Halbmond“ gepaart mit schlechtem Wassermanagement maßgeblich zum Konflikt beigetragen hat. In den reichen Emiraten behilft man sich mit Entsalzungsanlagen. „Die können zwar die Wasserversorgung verbessern. Doch welche langfristigen Folgen diese Technologie haben wird, ist noch nicht abzusehen. Es gibt erste Hinweise, dass sich der Salzgehalt im Persischen Golf erhöht“, so Eisenhut.

Auf Entsalzungsanlagen setzt auch Israel, aber nicht nur. Nachdem vor zehn Jahren der Grundwasserspiegel so stark gesunken war, dass das ganze Ökosystem zu kippen drohte, wurde ein Masterplan entworfen: Trinkwasser stammt jetzt großteils aus dem Mittelmeer, Abwässer werden konsequent aufbereitet und weiterverwendet: Mehr als drei Viertel der Abwässer werden genutzt – so viel wie in keinem anderen Land. Zudem wird in Rohrleitungen konsequent nach Lecks gesucht. Das alles verlangt nach einer guten Verwaltung – die gibt es in Israel genauso wie in Österreich, Australien oder Namibia.

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