Weihnachtsmann vs. Christkind: Ein Match, das gar nicht sein müsste

Der Weihnachtsmann fliegt mit Rentieren und einem Schlitten voller Geschenke über ein verschneites Haus.
Alle Jahre wieder die Debatte um die mythischen Figuren: Wer war zuerst da, wer ist der wahre Gabenbringer und wer verdrängt hier wen?

Team Weihnachtsmann? Team Christkind? Jeden Advent aufs Neue wird diese Frage leidenschaftlich debattiert.

Dabei müsste sich gar kein Glaubenskrieg um den einzig wahren Gabenbringer entwickeln: Beide mythischen Figuren sind tief in kirchlicher wie gesellschaftlicher Tradition verankert.

Für die Österreicherinnen und Österreicher ist die Antwort aber eindeutig, wenn es um die Entscheidung für eine Seite geht: „#christkind“ führt mit 72 Prozent in sozialen Medien.

In Deutschland dreht sich das Bild, der Weihnachtsmann hängt das Christkind mit 78 Prozent ab, in der Schweiz liegt der bärtige Mann mit 72 Prozent voran. Die Untersuchung von rund 55.000 Einträgen durch APA- DeFacto ist zwar schon ein paar Jahre alt, dürfte aber immer noch ihre Berechtigung haben.

Der Weihnachtsmann hat aber einen Startvorteil, wenn man seine historischen Wurzeln betrachtet: Er entwickelte sich im 18. Jahrhundert aus der Fusion von Bischöfen des 4. und 6. Jahrhunderts – die tatsächlich existiert haben – mit fiktiven, lokal unterschiedlichen Gestalten.

Wie ein Elfenkönig

"Verschiedene Vorstellungen sind miteinander verschmolzen", erläutert Theresia Heimerl, Religionswissenschafterin an der Uni Graz. Damit sind unter anderen der im deutschen Sprachraum bekannte Knecht Rupprecht, der niederländische Sinter Klaas oder der britische Father Christmas, der "wie eine Art Elfenkönig aus dem Wald kommt" gemeint, präzisiert Heimerl.

Welche Rolle ein Getränkekonzern spielt 

Mittlerweile sei der weißbärtige Mann ein "kommerzielles Mischmasch ohne viel religiösen Bezug", auch wenn Santa Claus nicht von einem Getränkekonzern erfunden wurde. Dessen Version drückte ihm ab den 1930er-Jahren aber seinen Stempel auf.

Illustrationen von Weihnachtsmann, Christkind, Rentieren, Schokoladenfigur und Hexe Befana.

Hinter dem Christkind steckt dagegen niemand Geringerer als Reformator Martin Luther. Er brauchte einen Kontrapunkt zum Nikolaus, da die Protestanten die Verehrung von Heiligen ablehnen.

Die Geburt des Christkindes

Allerdings war es seit dem Mittelalter üblich, dass der Nikolaus Kinder mit kleinen Geschenken erfreut. Das wollte Luther freilich nicht streichen: So erdachte er den Heiligen Christ und verschob die Bescherung auf ein späteres Datum – weg vom Tag des Heiligen Nikolaus hin zu jener Nacht, die von der Kirche als Zeitpunkt der Geburt Christi festgelegt wurde, 24. auf 25. Dezember.

Martin Luther hatte allerdings weder das pausbäckige Baby in der Krippe noch den blond gelockten Engel im Sinn: Der Heilige Christ war in der ursprünglichen Idee ein erwachsener Mann. Diese Wandlung – Jesus als Wickelbaby – floss über den Katholizismus ein, ausgehend von Nonnenklöstern des 17. Jahrhunderts.

Das engelsgleiche Wesen mit dem lockigen Haar erschien erstmals im 19. Jahrhundert auf der Bildfläche, auf Postkarten jener Zeit wurde der weihnachtliche Gabenbringer derart dargestellt. Und zwar im protestantischen Norddeutschland: "Das Christkind, das wir hier in Österreich so eisern verteidigen, ist also ein Import aus Deutschland", sagt Heimerl.

Sie sind keine Rivalen

Es kam vor allem im Bürgertum des 19. Jahrhunderts gut an, auch in katholisch dominierten Regionen, und die Weihnachtsbräuche begannen sich immer mehr zu vermischen. Christkind und Weihnachtsmann waren also parallel unterwegs, ohne Rivalität, so es eine solche unter symbolischen Figuren überhaupt geben kann, schmunzelt Heimerl: "Beide sind Fantasiefiguren, beide sind Fiktion."

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