Vitamin D hat nur wenig Einfluss auf die Knochendichte

Vitamin D hat nur wenig Einfluss auf die Knochendichte
Erwachsene, die gesund sind, haben nur wenig Bedarf für Zusatzversorgung. Für Kinder und Ältere ist der Nutzen jedoch erwiesen.

Der Hype um das Wundermittel Vitamin D reißt nicht ab – es soll positiv auf den Knochenaufbau wirken, das Gedächtnis, die Muskulatur und das Immunsystem stärken. Menschen, die in sonnigen Wohngebieten leben (Vitamin D wird zu etwa 90 Prozent mithilfe von Sonnenstrahlung im Körper produziert), sollen seltener an rheumatoider Arthritis erkranken und sogar länger leben. Der Mangel von Vitamin D wurde auch schon mit Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und sogar Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. In der Wissenschaft sind die Effekte noch immer ein beliebtes Forschungsthema.
Eine aktuelle Meta-Untersuchung, die im Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde, wirft nun einen kleinen Schatten über die Jubelmeldungen. Die Analyse von 32 Studien hat gezeigt, dass die regelmäßige Einnahme von Vitamin D bei Erwachsenen nur wenig zur Stärkung der Knochendichte beiträgt. Verbesserte Messungen gab es nur am oberen Ende des Oberschenkels.
Folglich schließen die Neuseeländischen Wissenschaftler: „Nahrungsergänzung mit Vitamin D zur Prävention von Osteoporose ist bei gesunden Erwachsenen nicht gerechtfertigt.“ Bei älteren Patienten sei die Zufuhr von Vitamin D in Kombination mit Kalzium jedoch weiterhin ein effektiver Ansatz zur Prävention von Oberschenkelhalsbrüchen.
Der Endokrinologe Priv.-Doz. Stefan Pilz von der MedUni Graz erklärt die Ergebnisse: „Es stimmt schon, dass die Effekte auf die Knochendichte nicht massiv sind, aber im Endeffekt geht es darum, Knochenbrüche zu verhindern und diesbezüglich ist der positive Effekt von Vitamin D erwiesen.“ Die Knochendichte sei nur ein Faktor von mehreren zur Verhinderung von Knochenbrüchen. Bei Vitamin D dürfte auf anderen Wegen dazu beitragen, dass Menschen weniger stürzen und weniger Brüche erleiden.

Empfehlungen

Bürojobs und Alltagsverpflichtungen hindern viele Menschen daran, ihr nötiges Maß an Vitamin D in der Sonne zu produzieren (Solarium ist keine Alternative, da hier vorwiegend die bräunende UV-A-Strahlung eingesetzt wird und nicht die notwendige UV-B-Strahlung). Und über die Nahrung (etwa Fisch, Ei oder Pilze) kann das Vitamin, das eigentlich ein Hormon ist, nur in geringen Mengen aufgenommen werden.
Obwohl der Vitamin D- Spiegel bei vielen Menschen niedrig ist, hält Pilz eine Nahrungsergänzung für alle Bevölkerungsgruppen dennoch nicht für sinnvoll. „Heute wird gerne mit Vitamin D übertrieben, aber es profitiert nicht jeder davon. Diabetes-Medikamente helfen auch nur jenen Menschen, die sie brauchen.“ Sinnvoll sei nur eine gezielte Behandlung bei Bedarf.
Die Zufuhr von Vitamin D wird daher Osteoporosepatienten empfohlen, Menschen über 60 Jahren, die wenig an die Sonne gehen (vor allem Bewohnern von Pflegeheimen), sowie Schwangeren und Kindern. Zuvor sollte jedenfalls Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden. Dieser kann den Vitamin D- Status über einen einfachen Bluttest erheben lassen.
Bei allen anderen Bevölkerungsgruppen lautet die allgemeine Empfehlung, Gesicht und Unterarme – sofern es das Wetter erlaubt – täglich für etwa 20 Minuten der Sonne auszusetzen, ohne Sonnencreme.

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