Trotz Metastasen: Gute Chancen für Jimmy Carter

Trotz seiner Krebsdiagnose gut gelaunt: „Ich bin vollkommen entspannt“, sagt Jimmy Carter. "Aber meine Arbeit werde ich nun doch drastisch zurückfahren müssen."
Der Ex-US-Präsident hat vier Krebsherde im Gehirn. Trotzdem sind Mediziner zuversichtlich.

Ein ungewöhnlicher Schritt: Der 90-jährige Ex-US-Präsident Jimmy Carter (im Amt von 1977 bis 1981) sprach Donnerstag offen über seine Krebserkrankung. In seinem Gehirn wurden vier kleine Krebsherde gefunden, je zwei Millimeter groß, Metastasen (Absiedelungen) eines Melanoms (schwarzer Hautkrebs). Aus seiner Leber wurde bereits eine Metastase entfernt.

US-Medien berichteten groß – und der Tenor war optimistisch: "Ich glaube nicht, dass Ex-Präsident Carter an den Folgen seines Melanoms sterben wird", zitierte etwa die Los Angeles Times eine Melanomspezialistin. "Noch vor fünf Jahren wäre bei Metastasen in Leber und Hirn die Prognose sehr schlecht gewesen", so Jeffrey E. Gershenwald vom MD Anderson Cancer Center in Houston in der New York Times. "Heute haben wir neue Waffen."

"Sensationelle Erfolge"

"Auch wenn wir noch lange nicht am Ziel sind – in den vergangenen fünf Jahren haben wir sensationelle Erfolge erzielt", betont Melanom-Experte Univ.-Prof. Hubert Pehamberger, Leiter der Uni-Klinik für Dermatologie am AKH Wien / MedUni Wien. "Jimmy Carters Erkrankung fällt in eine Ära, in der wir etwas dagegen tun können. In den vergangenen fünf Jahren hat es enorme Therapiefortschritte gegeben."

Möglich gemacht haben das mehrere neue Medikamente, die in Österreich bereits routinemäßig eingesetzt werden: Sie blockieren Gen-Mutationen, die die Entwicklung der Krebszellen anfeuern oder – und das sind die jüngsten Erfolge – den Krebs dem vollen Angriff der Abwehrzellen aussetzen. Denn Tumore können das Immunsystem – egal, wie stark es ist – in ihrer Umgebung unterdrücken, es gleichsam ausbremsen. "Die Immuntherapien bewirken eine Blockade dieser Blockade – die Abwehrzellen erkennen die Tumorzellen wieder als fremd und zerstören sie", erklärt Pehamberger. Auch bei einem Melanom mit Metastasen konnte die durchschnittliche Überlebenszeit der Patienten auf zwei Jahre verlängert werden – früher waren es wenige Monate. "Und es können auch im Metastasen-Stadium Patienten geheilt werden."

Nicht sichtbar

Bei Jimmy Carter wurde auf der Haut nie ein Melanom diagnostiziert – erst die Analyse von Zellen aus Gewebeproben der Metastasen erbrachte die genaue Diagnose der Krebsart. "Bei zwei bis fünf Prozent der Erkrankungen handelt es sich um okkulte (nicht sichtbare, Anm.) Melanome: Das heißt, die Krankheit wird erst über die Metastasen in anderen Organen erkannt – der Ausgangstumor auf der Haut wurde aber nie entdeckt. Pehamberger: "Man nimmt an, dass es äußerlich zu Spontanheilungen kommen kann, die aber nicht vollständig sind" – die Krankheit sich also im Körper weiterentwickelt, auch wenn außen nichts zu sehen ist.

Wer viele Muttermale hat, hat ein höheres Risiko für bösartigen Hautkrebs – das ist seit Längerem bekannt. Jetzt zeigen amerikanische Forscher, dass Menschen mit wenigen Muttermalen aber häufiger aggressivere Hautkrebs-Formen entwickeln könnten. Insgesamt wurden die Daten von 281 Melanom-Patienten untersucht, 89 hatten mehr als 50 Muttermale, 192 hatten weniger als 50.

In der Studie hatten Patienten mit wenigen Muttermalen dichtere und aggressivere Melanome als jene mit vielen. Diese wurden im Schnitt auch später diagnostiziert.

Rückschlüsse

Die Studienautoren schließen aus den Ergebnissen, dass Ärzte Patienten mit einer großen Zahl an Muttermalen möglicherweise besser über ihr Hautkrebsrisiko aufklären. Sie gehen auch eher zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen der Haut, sodass bösartige Muttermale zu einem früheren Zeitpunkt entdeckt werden – wenn sie noch weniger dicht und weniger aggressiv sind.

Auch genetische Unterschiede der Melanome könnten eine Rolle spielen. „Es könnte sein, dass die Melanome der beiden Patientengruppen sich biologisch unterscheiden, was die unterschiedliche Aggressivität erklären könnte“, sagt Studienautorin Caroline Kim von der Harvard Medical School.

Sie empfiehlt, dass auch Patienten mit wenigen Muttermalen aufgeklärt und regelmäßig untersucht werden. Die Studie wurde bei einer Konferenz in New York präsentiert, ist aber noch nicht publiziert.

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