Telemedizin: Wie Patienten heute schon profitieren
Patienten mit Herzschwäche bekommen nach ihrem Spitalsaufenthalt ein spezielles Mobiltelefon, eine Waage und ein Blutdruckmessgerät mit nach Hause. „Die Waage schickt die Daten über das Gewicht ans Handy und dieses leitet sie automatisch an eine für ihn zuständige mobile Krankenschwester weiter“, sagt der Kardiologe Gerhard Pölzl vom LKH-Universitätsklinikum Innsbruck. Zusätzlich geben die Patienten noch an, wie sie sich fühlen (durch Antippen eines lustigen oder traurigen Gesichts) und welche Medikamente sie genommen haben. „Verschlechterungen des Gesundheitszustandes können so frühzeitig erkannt werden. Die speziell ausgebildete Krankenschwester erhält über das System sofort eine Information, wenn gewisse Grenzwerte unter- oder überschritten werden. Sie nimmt mit dem Patienten Kontakt auf, besucht ihn unter Umständen oder informiert den Arzt, wenn eine Änderung der Medikation notwendig ist. „Ohne ein derartiges System warten Herzschwäche-Patienten oft viel zu lange zu, ehe sie einen Arzt aufsuchen. Dann ist ein neuerlicher Spitalsaufenthalt oft unvermeidlich.“
Mehr Lebensqualität
HerzMobil Tirol war fünf Jahre lang ein Pilotprojekt, im Vorjahr wurde es in die reguläre Versorgung übernommen und wird derzeit auf das gesamte Bundesland ausgeweitet. Die Spitäler wählen aus, welche Patienten nach der Entlassung aus der stationären Betreuung für drei – bei Bedarf auch sechs Monate – in dieses Versorgungs-Netzwerk aufgenommen werden. „Neuerliche Spitalsaufnahmen und die Sterblichkeit der Patienten in den Monaten nach einer Spitalsentlassung können um rund 30 Prozent reduziert werden“, sagt Pölzl. „Ihre Lebensqualität ist viel besser, sie sind aktiver, nehmen ihre Medikamente regelmäßiger ein.“
„Telemonitoring-Projekte sind bei chronischen Krankheiten sinnvoll, wo man die Patienten zu Hause unterstützen kann“, sagt Anton Dunzendorfer vom Austrian Institute of Technology (AIT). Neben Herzschwäche- gebe es auch Projekte für Diabetes- und Bluthochdruckpatienten. Vorreiter in Österreich sind die Länder Tirol und Steiermark sowie die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB). Diese startete bereits 2010 ein „elektronisches Diabetikertagebuch“ mit allen wichtigen Werten, in das – zeit- und ortsunabhängig – sowohl Arzt als auch Patient Einsicht nehmen können.
„Das sind immer geschlossene Systeme mit Experten im Hintergrund“, betont Dunzendorfer. Nur autorisierte Ärzte und Krankenschwestern haben Zugriff auf die Daten. „Die Systeme sind eine effiziente Unterstützung des Therapieprozesses.“
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