Studie: Jedes 10. Kind schaut bereits Pornos

Kinder wissen oft nicht über die Gefahren im Internet Bescheid.
In der Folge glauben viele, Gewalt beim Sex gehöre dazu und werde "genossen". Britische Kinderbeauftragte fordert Maßnahmen gegen Online-Pornografie.

Ein zwölfjähriges Mädchen, ihr erster Kuss - und dabei würgte sie ihr Freund. Weil er es in einem Porno gesehen hatte und dachte, das sei normal. Es sind Geschichten wie diese, die nicht nur die britische Kinderbeauftragte Dame Rachel de Souza erschüttern. Nie würde sie diese Erzählung einer ihrer Schülerinnen vergessen, sagte die frühere Schuldirektorin anlässlich der Präsentation eines neuen Berichts über den Konsum von Pornos unter Kindern und Jugendlichen.

Kinderschutzorganisationen warnen aus diesem Anlass einmal mehr, dass man den Einfluss von Internet-Pornografie auf Kinder und Jugendliche nicht unterschätzen dürfe.

Jedes 10. Kind hat mit 9 Jahren schon Pornos gesehen

Jedes zehnte Kind hat im Alter von neun Jahren bereits Pornografie gesehen, so eine "beunruhigende" neue Untersuchung des Kinderbeauftragten für England. Dem Bericht zufolge ist ein Viertel der Schüler im letzten Grundschuljahr - in Großbritannien sind die Kinder dann elf Jahre -  bereits damit in Berührung gekommen. Die Untersuchung der Kommissarin basiert auf einer landesweit repräsentativen Umfrage unter mehr als 1.000 Jugendlichen im Alter von 16 bis 21 Jahren sowie auf Fokusgruppen mit Teenagern, in der sie über ihren Medienkonsum im Kindesalter befragt wurden.

Einer von fünf Buben sah sich in den zwei Wochen vor der Umfrage mindestens jeden Tag Pornografie an, verglichen mit 7 % der Mädchen, und mehr als die Hälfte (56 %) der häufigen Konsumenten suchte aktiv nach gewalttätigen sexuellen Handlungen, verglichen mit 25 % der seltenen Betrachter.

De Souza sagte im Guardian, sie sei "zutiefst besorgt" über die Ergebnisse, insbesondere über die Normalisierung von sexueller Gewalt im Internet und die Rolle, die sie bei der Prägung des Verständnisses von Sex und Beziehungen bei Kindern spielt.

Die schädlichen Auswirkungen von Gewaltpornografie 

Ebenso zeigt der Bericht, dass ein Großteil des von Kindern und Jugendlichen konsumierten Materials Gewalt enthält, heißt es im Guardian. Vier von fünf (79 %) der Befragten haben bis zum Alter von 18 Jahren Gewaltpornografie gesehen, während einer von drei Jugendlichen aktiv nach Darstellungen sexueller Gewalt wie körperlicher Aggression, Nötigung und Erniedrigung gesucht hat.

Der Bericht von de Souza betont auch die schädlichen Auswirkungen des Konsums von Gewaltpornografie. Fast die Hälfte der 16- bis 21-Jährigen, die an der Umfrage teilnahmen, ging davon aus, dass Mädchen Sex, der körperliche Aggressionen wie das Verengen der Atemwege beinhaltet, entweder "erwarten" oder "genießen".

Maßnahmen zum Schutz der Heranwachsenden

Sie fordert Maßnahmen, damit Kinder und Jugendliche auf Social Media-Plattformen nicht zu pornografischen Inhalten gelangen. "Wir müssen dringend mehr tun, um Kinder vor den Schäden der Online-Pornografie zu schützen. Es darf nicht sein, dass kleine Kinder auf Social-Media-Seiten über gewalttätige und frauenfeindliche Pornografie stolpern. Das derzeit im britischen Parlament diskutierte Gesetz zur Online-Sicherheit biete diesen Rahmen, so de Souza.

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