Skiunfälle: Von der Piste in den OP
Pünktlich zum Start der Semesterferien warnen jetzt renommierte Mediziner vor überstürzten Operationen nach Skiunfällen. „Vor allem die Privatkliniken in den Skigebieten sind mit dem Operieren sehr flink. Patienten erzählen mir oft, dass ihnen gesagt wurde, sie müssten innerhalb von 24 Stunden operiert werden“, erzählt Unfallchirurg Univ.-Prof. Reinhard Weinstabl von der Wiener Privatklinik. Dabei ist das in vielen Fällen überhaupt nicht notwendig.“
So sei es bei einem stark geschwollenen, schmerzenden Knie in der Akutphase oft gar nicht so einfach festzustellen, ob tatsächlich ein Meniskuseinriss vorliegt, sagt Wurnig: „Bildgebende Verfahren wie ein MRT können in dieser Phase oft schwierig zu interpretieren sein. Dann ist es besser zuzuwarten und erst nach einigen Tagen zu entscheiden, ob überhaupt eine OP notwendig ist. Ein Zuwarten kann das Zustandbild aufklären und eine OP überflüssig machen.“ Häufig werde der Schmerz nach einem Sturz auf das Knie auch mehr von der Prellung als von einem Meniskusriss ausgelöst.
Keine Diskussion sei natürlich, dass bei schweren und auch offenen Brüchen, die möglicherweise überdies auch noch die Durchblutung beeinträchtigen (z.B. Kniegelenks- oder Schultergelenksluxationen) rasches Handeln notwendig sei, betonen die Experten.
„Doch ausgerechnet das Kreuzband wird in den Skigebieten am häufigsten sofort operiert“, sagt Weinstabl, obwohl es da zwei Zeitfenster gebe: Die ersten vier bis sechs Tage nach dem Unfall oder dann – im Anschluss an die Abheilungsphase – nach zirka sechs Wochen.“ Und es gebe spezielle Rissformen beim Kreuzband, die gut von selbst abheilen und keinen Ersatz durch eine Plastik notwendig machen: „Aber da muss man halt zuwarten.“
Nachbetreuung
Problematisch werde es, wenn am Heimatort keine gute Nachbetreuung stattfinde. Weinstabl: „50 Prozent des Erfolgs macht die OP aus, 50 Prozent die Nachbetreuung durch ein gutes Zusammenspiel von Arzt und Physiotherapeuten. Es gibt Kollegen von mir, die eine alleinige Nachbetreuung ablehnen, weil sie die Erfolgsaussichten viel schlechter einschätzen können.“
Wurnig: „Die Nachbetreuung ist auf jeden Fall schwieriger, wenn der Operateur nicht in einem engen Kontakt mit der Nachbetreuungsstelle steht. Es ist immer viel besser, wenn alles in einer Hand ist.“
Wurnig rät den Patienten, auf jeden Fall zu versuchen, eine zweite Meinung einzuholen. „Und es ist auch sinnvoll sich zu erkundigen, ob überhaupt alle diagnostischen Möglichkeiten – wie vor allem auch eine Magnetresonanztomografie – ausgeschöpft wurden.“
Zuerst Regen, dann Glatteis: „Die Gefahr von Handgelenks- und Schulterbrüchen als Folge eines Sturzes etwa beim Gehen mit den Skischuhen wird massiv unterschätzt“, sagt Unfallchirurg Univ.-Prof. Reinhard Weinstabl. Gerade Brüche im Bereich des Handgelenks könnten sehr unangenehm sein und dauerhafte Beschwerden verursachen – vor allem dann, wenn eine Therapie verschleppt werde: „Ich erlebe es immer wieder, dass Skiurlauber wochenlang die Hand bandagieren, Schmerzmittel nehmen und warten, ob es von alleine wieder gut wird. Vor allem dann, wenn keine deutliche Fehlstellung sichtbar ist.“ Doch davon sei dringend abzuraten: „Die Gefahr, dass es zu einer dauerhaften Fehlstellung kommt, die frühzeitig zur Gelenksabnützung führt, ist sehr groß. Das kann im Extremfall bis zur Berufsunfähigkeit gehen.“ Handgelenksfrakturen müssen unbedingt erstversorgt werden: „Eine Fehlstellung gehört gleich behoben – mittels OP oder Gipsverband.“
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