Schon 452.000 für Rauchverbot in Gastronomie

Schon 452.000 für Rauchverbot in Gastronomie
Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda bei Pressekonferenz in Wien: Großes Unverständnis und Empörung in der gesamten Bevölkerung. Rücknahme des Rauchverbots in der Gastronomie werde schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.

"Schluss mit dem Zickzack-Kurs" beim Thema "Rauchen" fordert jetzt Univ.-Prof. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe und Vorstand der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Wien-Hietzing. In Bezug auf die Ankündigung der neuen ÖVP/FPÖ-Regierung, das bereits 2015 beschlossene Nichtraucherschutzgesetz zu kippen, warnt Sevelda anlässlich des Weltkrebstages am 2.2.: "Während europaweit Regierungen entsprechende Maßnahmen ergreifen, um Rauchern beim Rauchausstieg zu helfen und Nichtraucher vor dem Passivrauch zu schützen, liefert Österreich seit Jahren einen verantwortungslosen Zickzack-Kurs."

Schon 452.000 für Rauchverbot in Gastronomie
Paul Sevelda_KURIER 11.12.2017

Neben Island führend bei jungen Rauchern

Nei einer Pressekonferenz des Vereins "Leben mit Krebs" am Dienstag sagte Sevelda: Der Schritt der Regierung im Regierungsprogramm (das bereits beschlossene Gastronomie-Rauchverbot jetzt doch nicht umzusetzen) sei auf "Empörung und großes Unverständnis nicht nur in der Ärzteschaft, sondern in der gesamten Bevölkerung gestoßen". Und Sevelda weiter: "In einer Zeit wo auf der Welt alles getan wird, dass der Nikotinkonsum zurückgeht und hier vor allem Maßnahmen gesetzt werden, dass die Jugend gar nicht damit beginnt, hat unsere Regierung nichts besseres zu tun, als das beschlossene Nichtraucherschutzgesetz aufzuheben." Die Empörung sei deshalb auch so groß, weil Österreich mit einem Anteil von 27 Prozent rauchender Jugendlicher neben Island in Europa an Nummer eins steht."

Beinahe 452.000 Menschen haben bereits die Online-Petition der Österreichischen Krebshilfe und der Initiative "Don´t smoke" - "Don´t smoke - das Nichtrauchergesetz muss bleiben" - unterzeichnet, so Sevelda: "Leider reicht dieses deutliche Signal nicht, damit die Regierung ihre Entscheidung überdenkt."

Die Petition bilde nun den Grundstein für das Volksbegehren der Wiener Ärztekammer, das von der Österreichischen Krebshilfe "mit aller Kraft unterstützt wird". Sevelda betonte, dass "weder die Petition noch das Volksbegehren sich gegen Raucher richten". Vielmehr bieten sie der Bevölkerung die Möglichkeit, sich für das Beibehalten des beschlossenen Nichtraucherschutzgesetzes auszusprechen.

Beispiele aus anderen Ländern zeigten nicht nur, dass sich Nichtraucherschutz-Gesetze - allen voran das generelle Rauchverbot in der Gastronomie - positiv auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken. "Vor allem verringern sie auch die Zahl der regelmäßig Rauchenden - insbesondere bei Jugendlichen."

Schwerwiegende Folgen befürchtet

Die Rücknahme des Rauchverbots in der Gastronomie habe "schwerwiegende Folgen", so Sevelda: Etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen hängen mit dem Rauchen zusammen, so Sevelda. "Jährlich sterben 13.000 bis 14.000 Menschen in Österreich an den Folgen des Nikotinmissbrauchs." Er höre in der Diskussion, die Ärzte sollten sich nicht aufregen, weil in Wahrheit funktioniere ja die Rauchtrennung in den Lokalen: "Aber wir wissen aus Messungen, dass diese Trennung nicht funktioniert, auch in Nichtraucherbereichen haben wir eine hundertfach höhere Feinstaubbelastung wie zum Beispiel am Gürtel."

"Wir müssen akzeptieren und zur Kenntnis nehmen, dass Rauchen ein Suchtverhalten ist", sagte Sevelda zu dem Argument von Kritikern, auch Ärzte würden rauchen. ""Wir kennen bei der Krebshilfe viele Kollegen, die gerne aufhören würden. Ich habe noch keinen Arzt getroffen, der gesagt hat, das war super, dass ich angefangen habe und ich will gar nicht aufhören. Sie können es nicht." Die Gesellschaft muss diesen Menschen helfen, aussteigen zu können. "Aber der zentrale Fokus in all diesen Dingen ist zu verhindern, dass unsere Jugend mit dem Rauchen beginnt."

"Politisches Tauschgeschäft"

Sevelda hofft auf ein Umdenken in der Gesellschaft. "Wenn man sich die Thematik ansieht kommt man drauf, dass das ein politisches Tauschgeschäft war zugunsten weniger Politiker, ich würde sogar sagen zugunsten eines einzigen, der hier mit seiner Nikotinabhängigkeit auf Kosten der österreichischen Bevölkerung Politik macht und ich finde kaum Worte das zu verstehen."

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