Gefährlicher Drogencocktail: Was über "pinkes Kokain" bekannt ist

Gefährlicher Drogencocktail: Was über "pinkes Kokain" bekannt ist
Der "One Direction"-Sänger Liam Payne hatte laut ersten toxikologischen Untersuchungen "pinkes Kokain" im Blut.

Liam Payne soll es bei seinem Tod im Blut gehabt haben: Der "One Direction"-Sänger, der vergangene Woche bei einem Sturz von einem Hotelbalkon in Buenos Aires ums Leben kam, soll nach ersten toxikologischen Untersuchungen "pinkes Kokain" konsumiert haben (siehe unten).

Die Droge, die auch unter den Szenenamen "El Tusi" oder "Tusibi" bekannt ist, ist seit Längerem in Südamerika verbreitet.

Es handelt sich dabei nicht um eine Einzelsubstanz, sondern um eine Mischung verschiedener synthetischer Drogen, die pink eingefärbt und teilweise aromatisiert werden.

Pinkes Kokain: Cocktail aus mehreren Substanzen

Typisch ist unter anderem eine Mischung aus dem Stimulans MDMA, allgemein als Ecstasy bekannt, und Ketamin, einem starken Betäubungsmittel mit sedierender und halluzinogener Wirkung. Auch andere Drogen wie Methamphetamin ("Crystal“), Opioide oder Benzodiazepine werden dem "pinken Kokain" mitunter beigemischt.

In Wien werden laut der Informations- und Beratungsstelle Checkit! schon seit ein paar Jahren Proben von "pinkem Kokain" abgegeben, wenn auch nur in sehr geringer Anzahl in Vergleich zu anderen Substanzen. Die Zusammensetzungen waren bisher von Probe zu Probe unterschiedlich. Meist enthielten sie eine Kombination aus Ketamin und MDMA. Auch Amphetamin, das Psychedelikum 2C-B und Koffein waren enthalten. In einer Probe war Kokain beigemengt, 2C-B wurde immer in Kombination mit Ketamin und MDMA nachgewiesen. 

Konsum sehr riskant

Die Konsumenten erwarten in der Regel einen kokainähnlichen Rausch. Die Droge wird als Pulver geschnupft, in Getränken aufgelöst oder in Tablettenform eingenommen. 

"Alles in allem ist der Konsum von 'pink cocaine' sehr riskant", warnt Bettina Hölblinger, Bereichsleiterin der Suchtprävention der Suchthilfe Wien. "Wir raten dringend davon ab, da man nie weiß, was wirklich drin ist und Substanzmischungen für den Körper um ein Vielfaches belastender sind."

Je nach Mischung und Kombination der Substanzen ist beispielsweise die Belastung für das Herz-Kreislauf-System um ein Vielfaches höher. Besonders bei der Mischung von zwei stimulierenden Substanzen – "Upper und Upper“.

"Wir hatten zwar noch keine solche als 'pink cocaine' abgegebene Probe, aber in anderen Ländern waren auch Opiate in 'pink cocaine'-Mischungen enthalten", sagt Hölblinger "Die Kombination dieser Substanz mit anderen Beruhigungsmitteln wie etwa Alkohol kann zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Atemlähmung führen. Auch das Risiko für das Herz-Kreislaufsystem ist erhöht. Die Gefahr ist schlicht nicht mehr abschätzbar - auch weil immer wieder unterschiedliche Substanzen in unterschiedlichen Potenzen enthalten sind".

Behörden in Europa sind alarmiert

In Lateinamerika ist "pinkes Kokain" schon länger verbreitet. Die chilenische Beobachtungsstelle warnte schon 2021 vor der Droge und verwies auf die Situation in Kolumbien, wo bereits 2012 der Konsum von "Tusi" in Nachtclubs dokumentiert wurde. Die DEA (Drug Enforcement Administration) warnte im September vor der zunehmenden Verbreitung in den USA, vor allem durch das mexikanische Sinaloa-Kartell.

In Europa erregte ein Fund der spanischen Behörden im August 2022 Aufmerksamkeit. Auf der Partyinsel Ibiza wurden 13,5 Kilogramm "pinkes Kokain" beschlagnahmt, das aus Kolumbien geliefert worden sein soll. Die Droge wird in Spanien doppelt so teuer wie klassisches Kokain verkauft. In Deutschland wurden im Oktober zudem vier Männer wegen des Handels mit der neuartigen Droge verurteilt.

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