Ozean ohne Plastikmüll: Wer sich als Meer-Müllmann betätigt
Adidas steht auf Plastikmüll – auf elf Plastikflaschen pro Paar, um genau zu sein. Vor zwei Jahren hat der Sportartikelhersteller mit „UltraBoost Uncaged Parley“ die ersten Sneaker aus Ozeanmüll auf den Markt gebracht. 2017 hat man eine Million Schuhe verkauft. Das Obermaterial besteht zu 95 Prozent aus recyceltem Ozeanmüll, den Adidas von der Organisation Parley bekommen hat. Die wiederum haben ihn in der Nähe der Malediven eingesammelt. Sie sind nicht die einzigen Müllmänner auf den Weltmeeren:
The Ocean Cleanup (Bild oben):
Mit 19 Jahren hat der Niederländer Boyan Slat sein Luft- und Raumfahrttechnikstudium abgebrochen und „The Ocean Cleanup“ gegründet. Mit seinem Team entwickelte Slat ein System, um Plastikmüll großflächig aus den Ozeanen zu fischen. Sein Modell macht sich die Meeresströmung zunutze. Es besteht aus einem 600 Meter langen, schlauchartigen Schwimmkörper, der in U-Form auf der Wasseroberfläche treibt. An der Barriere sind bewegliche Vorhänge befestigt, die den Müll auffangen. Die Meeresströmung spült das Plastik an der Barriere entlang in die Mitte des Schwimmkörpers. Dort wird der Abfall in einem Container aufgefangen. Ein freischwimmender Anker in 6000 Meter Wassertiefe stabilisiert das System.
Noch in diesem Sommer soll „The Ocean Cleanup“ in See stechen und den Pazifik zwischen Kalifornien und Hawaii von Plastik befreien. Das Meer mit Schiffen und Netzen zu säubern, dauere viel zu lang, sagt Boyan Slat.
One Earth – One Ocean:
Genau das Konzept von Schiffen und Netzen verfolgt jedoch die Münchner Organisation „One Earth – One Ocean“ (OEOO). „Maritime Müllabfuhr“ heißt das Stichwort für die vier verschiedenen Schiffstypen von OEOO. Der sogenannte „Seehamster“ ist ein kleiner Katamaran und kommt in Binnengewässern zum Einsatz.
Das erste „Seekuh“-Schiff wurde 2016 vom Stapel gelassen und war im Frühjahr vor Hongkong unterwegs. Nächstes Ziel ist Singapur. Das Katamaran-ähnliche Schiff sammelt bis zu zwei Tonnen Plastik einem Netzen ein. Künftig soll das automatisch und mit erneuerbarer Energie passieren.
Die vollen Netze werden von der „Seekuh“ mit Boje und Sender versehen und im Meer abgeladen. Ein „Seefarmer“ holt den Müll ab und bringt sie zum nächsten Schiff, dem „Seeelefanten“. Darauf soll eingesammelte Plastikmüll in einem chemischen Verfahren in schwefelfreies Heizöl umgewandelt werden. So lautet der Plan von OEOO.
Die Organisation kümmert sich nicht nur um Plastikmüll, sondern auch um Ölverschmutzungen. An der nigerianischen Küste arbeitet One Earth – One Ocean gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung daran, Öl und Chemikalien mit einer Art Watte zu binden und so aus dem Wasser zu entfernen.
Seabin Project:
Viel kleinteiliger haben zwei Australier ihre Seabins („Meermüllkübel“) angelegt. Die schwimmenden Mülleimer kommen in Häfen oder anderen ruhigen Gewässern zum Einsatz. Sie sind mit einer Pumpe ausgestattet, die Wasser, Abfall und Ölrückstände in das Innere des Eimers saugt. Bis zu 1,5 Kilo Müll können die Seabins pro Tag sammeln.
Das „Seabin Project“ hat außerdem ein eigenes Bildungsprogramm entwickelt. Es soll in Schulen zum Einsatz kommen und auf das Problem der Meeresverschmutzung aufmerksam machen.
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