„Wir wissen noch viel zu wenig“

epa03648800 Geese are seen at Bali Geese Farm in New Taipei City, Taiwan, 03 April 2013. Taiwan formed a monitoring taskforce after China reported that three people have died from the H7N9 strain of bird flu. Taiwan hospitals must report people who cough and have high fever, if they have visited or come from infected regions in China. Taiwan is worried because millions of Taiwanese visit China, and vice versa, each year. EPA/DAVID CHANG
Todesfälle durch Erreger, der bisher nur bei Tieren nachgewiesen wurde.

Die Weltgesundheitsorganistion WHO ist alarmiert: Ein bisher kaum bekanntes Vogelgrippe-Virus (H7N9) hat in China erstmals auch Erkrankungs- und Todesfälle bei Menschen ausgelöst. Bisher zirkulierte dieses Virus nur unter Tieren. Wie groß die Gefahr tatsächlich ist, lässt sich noch nicht abschätzen.

Wie viele Infektionen mit dem für Menschen neuen Virus H7N9 sind bekannt? Zunächst meldeten die chinesischen Behörden sieben Infektionen – darunter zwei Todesfälle in Schanghai. Mittwoch wurde bekannt, dass Ende März ein 38 Jahre alter Koch aus der ostchinesischen Provinz Zhejiang starb und sich auch ein Pensionist aus der Region ansteckte.

Wie erfolgte die Übertragung des Virus?
Bisher offenbar nur durch engen Kontakt mit Tieren, vor allem Geflügel. „Es gibt keinen Hinweis auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung“, heißt es bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. „Erst in den kommenden Tagen bzw. Wochen wird sich zeigen, ob es überhaupt ein Risiko für die direkte Weitergabe des Virus von Mensch zu Mensch gibt“, sagt Univ.-Prof. Egon Marth, Vorstand des Hygiene-Instituts der MedUni Graz. „Wir stehen erst ganz am Anfang.“ Ähnlich auch Sozialmediziner Univ.-Prof. Michael Kunze: „Wir wissen noch viel zu wenig,die Sache ist ja total neu.“

Soll man Reisen nach China bzw. speziell in Regionen mit nachgewiesenen Infektionen wie Schanghai stornieren?
„Nicht nach China zu reisen wäre derzeit übertrieben“, betont Marth. „Die einzige Vorsichtsmaßnahme, die ich treffen würde, wäre das Meiden großer Geflügel- oder Schweinezuchtbetriebe.“ Auch Sozialmediziner Kunze würde derzeit „auf jeden Fall auch nach Schanghai fahren“ und sich keine Sorgen vor China-Reisen machen. „Ich würde mir aber zur Sicherheit Anti-Virus-Medikamente mitnehmen, die ich im Notfall einnehmen kann. Nach unserem Lehrbuchwissen sollte diese Präparate auch gegen Infekte mit diesem Vogelgrippevirus wirken.“

Was ist das Gefährliche gerade an Vogelgrippe?
Der Vogelgrippe-Erreger, der seit 2003 vor allem in Asien auftritt (H5N1), ist für zirka jeden zweiten Infizierten tödlich. Er wird allerdings nur durch sehr engen Kontakt zwischen Mensch und Geflügel übertragen, ganz selten von Mensch zu Mensch.

Sind noch weitere Vogelgrippe-Erreger beim Menschen nachgewiesen worden?
In den Niederlanden starb ein Tierarzt nach einer Infektion mit einem anderen H7-Influenza-Virus (H7N7). „Aber das war ein Einzelfall, das Virus ist wieder verschwunden, und das könnte vielleicht ein Hinweis darauf sein, dass auch das jetzige H7N9-Virus zu keiner großen Gefahr wird“, sagt Marth.

Was tut sich bei der saisonalen Influenza?
Die Krankenstandszahlen sind bereits stark zurückgegangen, allerdings sind immer noch Influenza-Viren im Umlauf, ebenso wie viele Erkältungsviren.

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