Dieselskandal: 80 Todesfälle jährlich in Österreich
Die Hersteller tricksten, um die Abgaswerte ihrer Dieselautos zu schönen, Tausende Menschen bezahlen das mit ihrem Leben. In Europa verursacht die erhöhte Stickoxid(NOx)-Belastung jährlich 5.000 vorzeitige Todesfälle, berechnete ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Unter den Opfern sind jeweils 80 Österreicher. Die Studie erschien im Fachmagazin „Environmental Research Letters“.
Aufgedeckt wurden die „Umgehungsstrategien“ bezüglich der Abgaswerte zwar erstmals in den USA, eigentlich handelt es sich aber vor allem um ein europäisches Problem, erklärte Jens Borken-Kleefeld vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien im Gespräch mit der APA.
Hoher Anteil an Dieselfahrzeugen
Hier wären nämlich mit 100 Millionen Dieselfahrzeugen mehr als doppelt so viele auf den Straßen unterwegs, wie im Rest der Welt zusammen. Die Zahl sei in Europa so groß, weil die Politik Diesel-PKWs seit Jahren etwa über steuerliche Begünstigungen des Treibstoffes unterstützt, sagte er: „Hauptargument ist hier meist, dass diese weniger Kohlendioxid-Emissionen haben als Benzin-betriebene Fahrzeuge“.
Die Forscher um Jan Eiof Jonson vom Norwegian Meteorological Institute fanden in Modellberechnungen heraus, dass die Dieselfahrzeuge aber jährlich Grund für 10.000 vorzeitige Todesfälle in Europa sind. Würden die Autos die Abgaslimits nicht nur in den Testlabors, sondern auch im realen Betrieb auf der Straße einhalten, wären es 5.000 - also um die Hälfte weniger.
Für den Laborbetrieb abgestimmt
„Bei den allermeisten Fahrzeugen unterschiedlichster Hersteller sieht man, dass sie vor allem für den Laborbetrieb abgestimmt sind und außerhalb die Emissionsreinigung zurückgefahren wird“, so Borken-Kleefeld. Selbst bei geringer Geschwindigkeit und Beschleunigung wäre der NOx Ausstoß auf der Straße um vier bis siebenmal höher als beim identen Prüfzyklus in Labors.
Wie Stickoxide wirken
Stickstoffoxide schädigen die Lunge, führen zu Bronchitis und tragen entscheidend zur Entstehung von Feinstaub sowie bodennahem Ozon bei, das ein starkes Reizmittel für die Atemwege ist. Sie erhöhen das Risiko zum Beispiel für Schlaganfälle, Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrebs.
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