Lungenkrankheit COPD: Auf erste Symptome achten
Prim. Dr. Sylvia Hartl ist Fachärztin für Lungenheilkunde, Abteilungsvorständin der 2. Internen Lungenabteilung, Sozialmedizinisches Zentrum Baumgartner Höhe / Otto Wagner Spital in Wien.
Die Lungenkrankheit COPD wird laut Weltgesundheitsorganisation bis 2030 die dritthäufigste Todesursache sein. Wofür steht COPD genau?
Chronic Obstructive Pulmonary Disease, also eine chronische Verengung – Obstruktion – und Entzündung der Atemwege und der Lunge. Die häufigsten Symptome sind Husten, Auswurf und Atemnot. Ungefähr fünf Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Aber viele wissen nichts von ihrer Erkrankung: Denn aufgrund der noch relativ guten Lungenkapazität in der Anfangsphase ignoriert ein großer Teil die Symptome sehr lange.
Der Welt-COPD-Tag am 15. 11. steht heuer unter dem Motto "Die vielen Gesichter von COPD". Die Krankheit kann sehr unterschiedlich verlaufen?
Ja, aber die entscheidende Botschaft ist: Auch wenn COPD nicht heilbar ist – bei frühzeitiger Therapie ist sie gut behandelbar. Wer eine Verengung der Atemwege hat und regelmäßig bronchienerweiternde Medikamente inhaliert, verliert deutlich weniger Lungenfunktion. Es gibt Medikamente, die man nur einmal alle 24 Stunden inhalieren muss. Hier ist die Schulung der Patienten ganz entscheidend. Die Mehrzahl kann aber recht gut ins Alter kommen. Es gibt keinen Grund für Fatalismus. Man muss den Patienten Mut machen, wir können heute sehr viel erreichen.
Rauchen gilt als eine Hauptursache. Gibt es auch andere Ursachen?
Ja, berufsbedingte Belastung mit Staub oder bestimmten Chemikalien etwa. Trotz guter Arbeitnehmerschutzbestimmungen haben vor allem Menschen mit einer genetischen Veranlagung ein hohes Risiko. Aus der österreichischen Gesundheitsstudie LEAD (Lung, HEart, sociaAl, boDy) wissen wir, dass wir genauer als bisher die Lungenfunktion bei Kindern überprüfen sollten. Zwölf Prozent der von uns untersuchten Kinder und Jugendlichen haben bereits verengte Atemwege, bei 3 bis 5 % liegt sie unter 80 Prozent ihrer normalen Lungenkapazität. Hier spielen genetische Faktoren eine große Rolle. Wichtig wäre, Risikokinder rechtzeitig zu identifizieren – durch eine einfache Lungenfunktionsmessung – eine Spirometrie – bereits im Volksschulalter.
Worauf könnten Eltern achten?
Kinder, deren Eltern selbst COPD oder Asthma haben, haben ein erhöhtes Risiko für eine zumindest leichte Beeinträchtigung ihrer Lungenfunktion. Bewegung ist für jedes Kind wichtig – aber bei einer verringerten Lungenfunktion sollten Eltern darauf ganz besonders achten, ebenso auf eine gesunde Ernährung mit vielen Antioxidantien, zellschützenden Substanzen, etwa aus Obst und Gemüse. Damit kann man die Folgen eines genetisch bedingten schlechteren Lungenwachstums abmildern. Und natürlich sollte man nie in einer Umgebung rauchen, wo sich Kinder befinden.
Prim. Sylvia Hartl am Telefon:
Mittwoch, 8.11., 13 bis 14 Uhr, Telefon 01 / 526 57 60.
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