Lungenkrebs, COPD: Wie Rehabilitation helfen kann
Ralf Harun Zwick ist Facharzt für Innere Medizin und für Lungenkrankheiten; Ärztlicher Leiter der ambulanten pneumologischen Rehabilitation in der Therme Wien Med.
Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten – Lungenkrebs, COPD ("Raucherhusten"), aber auch Asthma – sind oft sehr geschwächt. Wie kann ihnen Rehabilitation helfen?
Mit gezieltem Training kann u. a. die Kraft der Atemmuskulatur – also des Zwerchfells und der Muskulatur zwischen den Rippen – verbessert werden. Wir konnten in einer Studie mit 32 Patienten zeigen, dass man damit sogar bei Lungenkrebs sehr gute Erfolge erzielen kann. Die Leistungsfähigkeit, die Atemmuskelkraft und die Kraft der oberen und unteren Extremitäten haben sich signifikant – und für die Patienten spürbar – verbessert. So verlängerte sich die Wegstrecke innerhalb einer Zeiteinheit deutlich. Das verbesserte die Lebensqualität der Patienten enorm. Sie waren alle hochmotiviert: Keiner hat die Reha abgebrochen – was sehr beeindruckend war.
Und bei COPD?
Hier konnten wir schon vor längerer Zeit an einer größeren Patientengruppe zeigen, dass die Leistungsfähigkeit gesteigert und Symptome wie Atemnot gelindert werden konnten. Das gilt auch für Asthma-Patienten. Bei den Lungenkrebspatienten waren die Ergebnisse aber besonders beeindruckend, wobei viele von ihnen auch COPD hatten. Noch vor einigen Jahren waren die Aussichten von vielen Lungenkrebspatienten sehr schlecht. Jetzt gibt es für einige Krebsformen neue Medikamente, die die Überlebenszeit deutlich verlängern. Aber die Patienten benötigen eine ganzheitliche Behandlung – die Reha ist ein Teil davon.
Was wird in der Rehabilitation genau gemacht?
Sie besteht aus vier Säulen: Atemmuskeltraining – dabei müssen die Patienten gegen einen individuell eingestellten Widerstand einatmen; Ausdauertraining am Ergometer; Krafttraining sowie Bewegungs- und Koordinationsübungen mit einem Physiotherapeuten. Dabei lernen sie, Positionen einzunehmen, die ihnen das Atmen erleichtern, den Sauerstoffgehalt des Blutes erhöhen, die Atemnot lindern. Gleichzeitig wird auch auf psychischer Ebene versucht, den Patienten die Angst vor der Atemnot zu nehmen. Da gibt es viele Tipps und Tricks, etwa die Lippenbremse: Die Lippen spitzen und gegen den Widerstand ausatmen. Damit erhöht sich der Druck in den Lungenbläschen, der Sauerstofftransport verbessert sich. Atemphysiotherapeuten, Sportwissenschaftler, Diätologen, Psychologen und Lungenfachärzte arbeiten eng zusammen.
Was ist der Vorteil der ambulanten Reha?
Viele Patienten können sie berufsbegleitend durchführen. Für sechs Wochen kommen sie zwei bis drei Mal in der Woche zwei bis drei Stunden zu uns. Die Kosten werden von den Sozialversicherungsträgern übernommen, wenn der Reha-Antrag bewilligt wurde. Mittlerweile gibt es mehrere Einrichtungen in Österreich, die ambulante Reha anbieten.
Nähere Informationen: www.thermewienmed.at
Dr. Zwick am Tel. (01/526 57 60): Mi., 21. 10., 9 bis 10 Uhr. Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at
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