Keto-Diät: Hoffnung auf Hilfe gegen Krebs

Keto-Diät: Hoffnung auf Hilfe gegen Krebs
Eine Diät, die den Kampf gegen Krebs, Epilepsie und Alzheimer unterstützt? Welche Effekte wirklich belegt sind.

Dass falsche Ernährung ein Risikofaktor für manche Krebsarten sein kann, ist bekannt – doch kann man im Umkehrschluss auch Tumore mit den richtigen Mahlzeiten behandeln, sie quasi aushungern? Ketogene Ernährung heißt der aktuelle Trend in der Forschung um die gesundheitlichen Effekte von Ernährungsgewohnheiten. Und da werden neben Krebs auch Einsatzgebiete wie Schlaganfall, Alzheimer und neurologische Erkrankungen untersucht.

Bei einer ketogenen Diät werden Kohlenhydrate wie in Brot, Nudeln, Kartoffeln und Zucker auf ein Minimum von unter 30 Gramm reduziert. Die Aufnahme von Fetten aus Fleisch, Fisch und gesunden Ölen wird stark erhöht. Nach einigen Tagen Umstellungsphase stellt sich der Körper um und kommt in eine sogenannte Ketose – statt Glukose werden Ketonkörper verbrannt. "Das ist, als würde man ein Auto von Benzin auf Diesel umstellen", erklärt die Diätologin Daniela Pfeifer, die etliche Krebspatienten berät. "Die Betroffenen fühlen sich besser, die Lebensgeister kommen zurück und sie haben mehr Energie."

Tumore brauchen Insulin

An der Universitäts-Frauenklinik Würzburg wird der Effekt von ketogener Ernährung bei Krebserkrankungen schon länger untersucht, federführend ist Prof. Ulrike Kämmerer: "Der Versorgungshahn der Tumore wird reduziert, weil sie sich von Insulin ernähren und das wird jedes Mal ausgeschüttet, wenn man etwas Süßes oder etwa Kartoffeln zu sich nimmt." Kämmerer betont allerdings, dass ketogene Ernährung immer nur als unterstützende Maßnahme eingesetzt werden kann, "es ist keine Therapie. Wir sehen aber immer wieder, dass Tumore nicht mehr oder deutlich langsamer wachsen."

Die Biologin beruft sich auf erfolgreiche Versuche mit Tieren und kleine Studien, sowie Beobachtungen in der klinischen Anwendung. "Große Studien laufen noch." Und dass hier Ergebnisse noch fehlen, ist auch der Kritikpunkt vieler Mediziner und Ernährungsberater.

Kritik

Ketogene Ernährung bei Krebspatienten wurde dieser Tage beim Ernährungskongress des Verbandes der Diätologen Österreichs diskutiert. So gebe es enorm viel reißerische Bücher zu dem Thema, aber nur wenig seriöse, wissenschaftliche Berichte, erklärt die Referentin Julia Lobenwein von der Uni-Klinik Innsbruck. "Es gibt bisher wenige Hinweise auf eine positive Beeinflussung des Tumorwachstums. Einige Daten zeigen aber eine Verbesserung der Lebensqualität." Eine ketogene Diät habe zwar keine Nebenwirkungen und sei sicher, es gebe bisher aber definitiv zu wenig Studien an Patienten.

Lobenwein warnt jedenfalls vor Selbstversuchen. Nicht jedem sei klar, dass sogar in vielen Obstsorten etliche Kohlenhydrate enthalten sind – wer nur Brot und Nudeln weglässt, kommt nicht in die Ketose. Außerdem müsse die Fettzufuhr gesteigert werden, sonst ist der Körper unterversorgt. "Diese Ernährungsform ist nicht grundsätzlich schlecht, müsste aber professionell überwacht werden."

Epilepsie & Alzheimer

Während beim Effekt auf Krebs noch Grundlagenforschung betrieben wird, ist die Wirkung bei Epilepsie schon länger erwiesen. Gerade, wo medikamentöse Maßnahmen bei Kindern nicht greifen, gibt es gute Berichte und Erfahrungen mit einer Umstellung auf eine Keto-Diät. Die Ketose wirkt sich positiv auf die Häufigkeit und die Schwere der Anfälle aus.

Diese Effekte auf das Nervensystem werden inzwischen auch in anderen Gebieten erforscht. Keto-Forscherin Kämmerer: "Man sieht immer mehr einen entzündungshemmenden Zusammenhang zwischen ketogener Ernährung und neurologischen Erkrankungen. "Im Rahmen der Akuttherapie nach einem Schlaganfall hat sich gezeigt, dass die Schäden später weniger stark ausgeprägt waren. Auch in der Alzheimer-Forschung ist Keto ein großes Thema."

Fett ist pfui, Kohlenhydrate sind hui – das war beim Abnehmen und Sporteln bisher die Devise. Inzwischen findet hier aber ein Umdenken statt. Kohlenhydrate sind zwar noch immer der größte Energielieferant, aber der Körper kann Glukose nur begrenzt speichern. Vor allem bei Ausdauersport geht einem da schnell die Kraft aus. Wer ein paar Kilos verlieren will, wird schneller wieder hungrig.

Sportler, aber auch Abnehmwillige stellen daher immer öfter auf Low-Carb-Ernährung um – wenig Kohlenhydrate, dafür fett- und eiweißreich. Erst unlängst hat eine US-Studie für Aufsehen gesorgt, die kohlenhydratarme Diäten im Vergleich zu fettarmen klar im Vorteil sah.

Die Diätologin Daniela Pfeifer erklärt: „Für viele, die bisher ihre Fettaufnahme reduziert haben, ist es erstaunlich, wie viel Fett man bei Low-Carb zu sich nimmt. Aber es sind gesunde Fette.“ Das führe zu einer besseren Sättigung und helfe beim Abnehmen. Für Pfeifer ernährt man sich schon Low-Carb, wenn man „Bomben“ wie Süßspeisen weglässt und Brot, Nudeln und Kartoffeln möglichst reduziert. „Offiziell gilt als Low-Carb, wenn die Kohlenhydrat-Aufnahme unter 20 Prozent der täglichen Energieaufnahme liegt.“ Der positive Effekt ist schnell sicht- und spürbar: „Das Völlegefühl und die Müdigkeit nach dem Essen sind weg und der Bauch wird flacher.“ Nicht umsonst ähnelt Low-Carb auch den Empfehlungen für Diabetiker.

Süße Alternativen

Wer dennoch nicht auf Süßes verzichten will, findet mit Erythritol, Birkenzucker und Stevia (alles im Reformhaus oder Bio-Laden erhältlich) Alternativen. Statt Mehl werden Nüsse und Eier verwendet (Rezepte z.B. unter www.lowcarbgoodies.at). Pfeifer: „Low-Carb heißt nicht weg von Süßigkeiten. Die Geschmacksknospen wandeln sich um und normales Naschzeug schmeckt schnell zu süß.“

Cholesterin

Die Kritik, dass sich eine hohe Fettaufnahme negativ auf den Cholesterinspiegel auswirkt, hat die US-Studie übrigens auch widerlegt. Entscheidend sei das Verhältnis von HDL zu LDL und das hat sich der Studie zufolge bei der kohlenhydratarmen Ernährung positiv entwickelt.

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