Grippewelle sehr früh ausgerufen - die wichtigsten Fragen und Antworten
Außergewöhnlich früh haben die Virologen der MedUni Wien heuer den Beginn der Grippewelle ausgerufen. Der Grund: Bereits in der Vorwoche (Kalenderwoche 50) gab es alleine in Wien 9000 Neuerkrankungen an Grippe und grippalen Infekten. In dieser Woche waren in Wien viele Ordinationen wegen des Ärztestreiks einen Tag geschlossen. Da die Erkrankungszahl trotzdem so hoch war und in vielen Nasen-Rachen-Abstrichen Grippeviren nachgewiesen wurden, riefen die Virologen den Beginn der Grippewelle aus, obwohl die Epidemie-Schwellenwert von 10.000 formal noch nicht erreicht wurde. "Die Grippe-Welle wird ausgerufen, wenn es einen Beweis für eine epidemische Ausbreitung des Virus gibt", erklärt die Virologin Monika Redlberger vom Department für Virologie der MedUni Wien. Normalerweise steigen erst gegen Ende Jänner die Infektionszahlen deutlich an. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Wieso tritt die echte Virusgrippe heuer so früh auf?
"Die Grippe ist immer für eine Überraschung gut", sagt dazu Redlberger. Eine echte wissenschaftliche Erklärung dafür gäbe es nicht. "Wir haben heuer in den eingesandten Proben die ersten sporadischen Fälle bereits Mitte November nachgewiesen", so Redlberger. Normalerweise gebe es die ersten Nachweise erste Anfang bis Mitte Dezember. "Es braucht immer eine Anlaufzeit von vier bis sechs Wochen, bis es nach den ersten sporadischen Fällen so richtig los geht", sagt Redlberger. "Es war also nur die Frage, ob vor oder nach den Feiertagen." Zuletzt wurde die Grippewelle vor Weihnachten im Jahr 1999 ausgerufen.
Welche Grippe-Viren dominieren heuer?
Der Großteil der Infektionen bis jetzt wurde durch einen Stamm des Subtyps A (H3N2) ausgelöst. Gegen diesen Stamm schützt auch der heurige Influenza-Impfstoff. Der Subtyp A (H3N2) ist seit 1968 bekannt und hat zuletzt vor zwei Jahren eine Grippewelle dominiert. Ein bis jetzt kleiner Teil der Infektion geht auf das "Schweinegrippevirus" A(H1N1)pdm09 zurück. "A(H3N2) zirkuliert alle paar Jahre", sagt Redlberger.
Wie stark verbreitet sind die Grippeviren tatsächlich derzeit in Österreich?
Rund 50 freiwillige Meldeärztinnen und Ärzte senden jede Woche Nasen-Rachen-Abstriche an das Department für Virologie der MedUni Wien. Zuletzt konnte in jeder zweiten Probe ein Influenza-Virus nachgewiesen werden."Das ist ein sehr hoher Prozentsatz und der Beweis dafür, dass das Virus breit zirkuliert", so Redlberger.
Wen trifft eine Infektion mit A(H3N2) besonders?
Vor allem bei älteren Menschen (über 60 Jahre) kommt es öfter zu schweren Krankheitsverläufen, sagt Redlberger. Das heißt: Es gibt mehr Komplikationen wie Virus-Lungenentzündungen (primäre Lungenentzündung) und auch bakterielle Folgeinfektionen (Superinfektionen), also durch Bakterien ausgelöst Lungenentzündungen oder Mittelohrentzündungen zum Beispiel. Bestehende Grunderkrankungen können sich deutlich verschlechtern.
Welche weitere Entwicklung ist zu erwarten?
Da Kinder die "Motoren der Virusausbreitung" sind, wird mit einer Stagnation der Erkrankungszahlen in den kommenden zwei Wochen gerechnet. "Nach den Feiertagen ist aber mit einem weiteren Anstieg der Erkrankungszahlen zu rechnen."
Ist eine Influenza-Schutzimpfung jetzt noch sinnvoll?
Ja, die Grippe-Welle hat ja erst begonnen und dauert in der Regel acht bis zwölf Wochen. Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Die Schutzwirkung liegt bei rund 60 bis 65 Prozent.
Und was bringen Anti-Virusmedikamente?
Bei leicht bis moderat verlaufender Influenza verkürzen die sogenannten antiviralen Arzneimittel je nach Patientengruppe die Krankheitsdauer um 0,5 bis 1,5 Tage. Das gilt aber nur, wenn sie innerhalb von 48 Stundn nach Symptombeginn angewendet werden. Aufgrund von Beobachtungsstudien wird auch eine signifikante Verminderung von schweren Erkrankungsverläufen und Lungenentzündungen vermutet.
Woran erkenne ich, dass ich mich mit Influenza-Viren angesteckt habe?
Bei der "echten Grippe" handelt es sich um eine akute Infektion der Atemwege. Die typischen Symptome sind: plötzlicher Beginn, trockener Husten, Kopfweh, Halsweh, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Man fühlt sich sehr müde. Manchmal kommen Übelkeit oder Erbrechen dazu. Bei Kindern verlaufen die Symptome oft untypisch. Jedenfalls kann das Fieber drei bis vier Tage dauern. Steigt das Fieber um den dritten Krankheitstag erneut an, dann ist das ein Hinweis auf eine zusätzliche bakterielle Infektion.
Wie lange dauert die Grippe?
Meist 7 bis 14 Tage. Wichtig ist Bettruhe und dass man nicht zu früh "aufsteht". Manche Patienten leiden nach Abklingen einer Influenza noch Wochen an Mattheit, Leistungsschwäche, Unwohlsein.
Wie lange sind Grippepatienten ansteckend?
1 bis 2 Tage vor Beginn der ersten Krankheitszeichen – und danach noch eine Woche.
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