Influenza-Virus: Steckbrief des Übeltäters
Fast 20.000 Neuerkrankungen an Grippe und grippalen Infekten wurden in der vergangenen Woche in Wien registriert: Das heuer dominierende Virus A(H3N2) trat in diesem Winter wie berichtet besonders früh auf und zirkuliert derzeit besonders intensiv. Ein derartiger Anstieg war zuletzt im Jahr 2000 registriert worden. Warum das so ist, können Virologen nicht klar sagen.
Was das Grippevirus mag:
Händeschütteln
Kälte
Stress
Psychischen Druck
Anniesen und anhusten
Luftige Kleidung
Was das Grippevirus nicht mag:
Händewaschen
Husten, Niesen
in die Ellenbeuge
Gute Körperabwehr
Mehrere Kleidungsschichten
Impfung
Was das Grippevirus im Körper macht:
- Das Influenzavirus trägt an seiner Oberfläche die Eiweiße Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N).
- Ausbreitung und Infektion der Atemwege: Infizierte Gewebe schwellen an und entzünden sich – Symptome wie Husten, Halsweh, rinnende Nase treten auf.
- Weitere Ausbreitung im Körper über die Blutbahn – Symptome sind: Fieber, Muskelschmerzen, Müdigkeit.
- Das Immunsystem wird aktiviert – Abwehrzellen (B-Zellen) erkennen die Viren und produzieren Antikörper.
- Abwehrzellen haben an ihrer Oberfläche Rezeptoren, um das Virus greifen zu können.
- Das Virus wird zerstört und neutralisiert.
Klassifiziert nach Subtypen
Auf jeden Fall trickst der Übeltäter alljährlich das Immunsystem aus – er mutiert. Damit haben auch bisher vom Immunsystem aufgebaute Antikörper anfangs keine Chance, ihn zu vernichten. Aus diesem Grund müssen auch die Impfstoffe alljährlich an den jeweils dominierenden Virentyp angepasst werden.
Der wird wiederum nach Subtypen klassifiziert. Beim aktuellen A(H3N2)-Virus weist das A auf den Virustyp (A, B oder C) hin. Die weitere Buchstaben-Wort-Kombination steht für die Subtypen der Eiweiße Hämagglutinin und Neuraminidase (siehe Grafik) an der Virus-Oberfläche.
Kann man dem ungeliebten Besucher im übertragenen Sinn die Tür vor der Nase zuknallen? Ja – am besten mit den üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, wenig Kontakt zu Infizierten – und einem fitten Immunsystem. Da helfen etwa eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung, warme Kleidung (am besten im Zwiebel-Look) oder Saunagänge. Und falls das nicht klappen sollte, hilft es nichts, sich gegen die Viren zu wehren. Die beste Medizin ist dann immer noch Bettruhe und viel Schlaf.
Wie man sich schützen kann
Mehrfach täglich – mindestens 30 Sekunden – die Hände mit Seife waschen. Die Keimbelastung auf den Händen reduziert sich dadurch um das 100-Fache.
Grippe-Impfung
50–80 % der Erkrankung können durch Impfen verhindert werden. Die beste Zeit für eine Grippe-Impfung ist Oktober oder November, betont der Allgemeinmediziner Erwin Rebhandl. Dann wird noch vor einer Grippewelle, die in unseren Breiten meist im Jänner oder Februar auftritt, der Impfschutz aufgebaut. Das dauert rund zehn Tage. Es ist also auch jetzt noch nicht zu spät, sich impfen zu lassen. Vorausgesetzt, es hat einen noch nicht erwischt.
In den Impfstoffen befinden sich nur einzelne Bestandteile von Viren, aber keine vollständigen Viren mehr. Das heißt, die Impfstoffe sind „inaktiviert“. Daher erkrankt man durch die Impfung im Normalfall nicht „erst recht an Grippe“, wie viele glauben. Eine Ansteckung ist allerdings möglich, bis sich der Impfschutz aufgebaut hat. Auch Geimpfte können erkranken – der Impfschutz beträgt etwa 60 Prozent. Rebhandl: „Die Erkrankung verläuft aber meist milder als bei nicht Geimpften.“
Die Zusammensetzung des Impfstoffs wird jedes Jahr von der WHO neu definiert. Für die Nordhalbkugel der Welt basiert sie auf jenem Virustyp, der in der ersten Jahreshälfte auf der Südhalbkugel kursierte. Meist deckt der Impfstoff die kursierenden Stämme gut ab, Abweichungen kommen aber in manchen Saisonen vor.
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