Das verrät Donald Trumps Handschrift über ihn

Trumps Unterschrift.
Ab sofort wird seine Signatur wichtige Gesetze besiegeln. Schriftgröße und Enge der Buchstaben weist für Grafologen auf seine Persönlichkeit hin.

Die meisten Twitter-User waren sich gestern einig: "Das sieht aus wie ein EKG von jemandem, der gerade einen Herzinfarkt hat." (Kardiologen würden wohl eher auf Herzrasen tippen – aber egal.) Die Rede ist von der Unterschrift des neuen US-Präsidenten, die einen Tag vor seiner Amtseinführung plötzlich in den sozialen Netzen auftauchte. Und dort ob ihrer monotonen Form für einigen Spott sorgte.

Grafologen suchen bestimmte Merkmale in Handschrift

Donald Trumps Handschrift beschäftigt aber nicht nur das Netz, sondern auch echte Experten – sogenannte Grafologen. Sie nehmen von Hand Geschriebenes Stück für Stück auseinander und erstellen anhand von bestimmter Merkmale ein Persönlichkeitsprofil. Einer von ihnen ist Helmut Ploog. Er lehrte Schriftpsychologie an der Uni München und analysierte schon einige prominente Signaturen. Jene von Trump habe unlesbare Winkel und ist für Ploog eine einzige Machtdemonstration. Wichtig sei immer der Vergleich mit der übrigen Schrift – diese zeigt genauer, wie jemand tickt. "Trump schreibt normalerweise unverbundene Großbuchstaben, die gut lesbar sind. Das heißt: Er äußert sich simpel und will verstanden werden. Er ist kein abstrakter Denker, mehr auf Einzelheiten ausgerichtet und wenig assoziativ."

Rosemarie Gosemärker von der Österreichischen Gesellschaft für Schriftpsychologie hat die Signatur ebenfalls mit Trumps üblicher Schrift verglichen. Und festgestellt: "Was er nicht zeigt, ist, wie er wirklich ist. Je weiter die Unterschrift eines Menschen von seiner gewöhnlichen Textschrift abweicht, umso weiter weicht das gezeigte Bild von der inneren Wirklichkeit des schreibenden Menschen ab."

Schriftgröße spiegelt wider, wie sich eine Person sieht

Mit dem Autogramm alleine können Schriftpsychologen nur eingeschränkte Aussagen machen, schickt die Expertin voraus. Was sie aber sagen kann: Die Größe spiegelt wider, dass sich auch die Person selbst als groß und bedeutend sehe. "Er beginnt mit einem großen, etwas eckigen ‚D‘. Er zeigt sich direkt, jedoch nicht sehr geschmeidig. Die Unterschrift ist auch sehr eng. Das könnte auf eine gewisse Befangenheit, besonders in Gefühlsdingen, hinweisen. Die Enge zeigt auch, dass eine Scheu vor Verbindlichkeit besteht, dass der Schreiber sich schützen will und nicht wirklich offen ist."

Gegenteil von Obama

Nicht nur politisch, auch grafologisch ist Barack Obama das Gegenteil Trumps. Seine ineinander übergehende Schrift deuteten US-Grafologen während des Präsidentschaftswahlkampfes 2008 im Auftrag der L.A. Times als kommunikativ. Jene von Hillary Clinton wurde als kühl und entschieden gewertet.

Signiermaschine im Weißen Haus

Ein zweites Mal war Obamas Signatur in den Schlagzeilen, als publik wurde, dass er sich eines Unterschriftenautomaten bediene – ein offenes Geheimnis im Weißen Haus. Schon seine Vorgänger nutzten die Signiermaschine, um die tägliche Korrespondenz zu bewältigen. So können wichtige Dokumente auch unterzeichnet werden, wenn das Staatsoberhaupt fernab des Oval Office weilt.

Ganz allgemein repräsentiere die Unterschrift des 45. US-Präsidenten einen Machtmenschen, keinen Taktierer, fasst Rosemarie Gosemärker zusammen. Und nicht zuletzt einen "ausgesprochenen Egozentriker", der kaum von sich absehen könne, seine Interessen schütze und Vorteile für sich erlangen wolle. "Wenn die Maxime von TrumpAmerica first‘ ist, so zeigt er in seiner Unterschrift doch, dass er für sich selbst ‚first‘, der nächste, ist."

Das verrät Donald Trumps Handschrift über ihn
Republican presidential candidate Donald Trump tosses a piece of paper with new polling data as he speaks at a town hall event on October 6, 2016 in Sandown, New Hampshire. / AFP PHOTO / Mary Schwalm
Als Experte für Körpersprache freut sich Stefan Verra über Donald Trump – zu analysieren gibt es da nämlich genug. Zum Beispiel jenes Schwarzweiß-Porträt, das gestern durch die sozialen Medien geisterte: Trump vor Weißem Haus und USA-Flagge, der Blick finster, der Kopf seltsam nach vorne geneigt. „Ein Eigentor sondergleichen“, findet Verra. „Durch die Kopfhaltung kommt der widerstandsfähigste Teil des Schädels nach vor – die Stirn. Wie Steinböcke ihre Köpfe aufeinanderprallen, dient auch uns dieser Teil bisweilen als Waffe.“ Die Stirn legt der Präsident in Falten. „Damit vergrößert er die Stirnwulst – ein Zeichen von hohem Testosteronspiegel.“ Das leichte Hinaufziehen der Oberlippe signalisiere Ekel und Ablehnung, der in die Ferne gerichtete Blick Arroganz. „Alles Zeichen, dass er nicht nach Kommunikation sucht.“

Gerne inszeniert sich Trump als Oberhaupt seines Familienclans, umgeben von Kindern und schönen, jungen Frauen. Die Fotos erinnern an Serien wie den „Denver Clan“ – doch was steckt dahinter? „Er symbolisiert anderen Männern, dass er die fortpflanzungsfähigste Frau hat. Damit hebt er im evolutionären Sinn seine Attraktivität. Er hat genug Kraft und Macht, um die nächste Generation zu schaffen.“

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