Zu viel Selbstvertrauen kann die Gesundheit gefährden

Zu viel Selbstvertrauen kann die Gesundheit gefährden
Wenn ältere Menschen sich für zu gesund halten, gehen sie seltener zum Arzt. Das kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken.

Es gibt Menschen, die in ständiger Angst vor einer schlimmen Krankheit leben. Und dann gibt es Menschen, die in Bezug auf ihre Gesundheit zu viel Selbstvertrauen haben. Das behauptet zumindest eine Studie basierend auf Daten von mehr als 80.000 Europäern über 50 Jahren. Die Eigenwahrnehmung ist essenziell für das Verhalten. Zum Beispiel verdienen Menschen, die ihre Fähigkeiten überschätzen, mehr, investieren ihr Geld anders und übernehmen häufiger Führungspositionen. Sie verhalten sich aber auch riskanter, haben häufiger Unfälle und achten weniger auf ihre Gesundheit – zum Beispiel trinken sie öfter Alkohol, essen ungesünder und schlafen zu wenig.

Sonja Spitzer vom Institut für Demographie der Universität Wien hat gemeinsam mit Mujaheed Shaikh von der Hertie School aufgezeigt, dass sich die Einschätzung der eigenen Gesundheit auch auf die Anzahl der Arztbesuche auswirkt. So haben ältere Europäer, die ihre Gesundheit überschätzen, 17 Prozent weniger Besuche beim Allgemeinarzt pro Jahr als jene, die ihre Gesundheit richtig einschätzen. Das ist vor allem dann problematisch, wenn diese Menschen nicht zu Vorsorgeuntersuchungen gehen oder ernsthafte Krankheiten zu spät erkannt werden.

Laut Umfrage überschätzen elf Prozent ihre Gesundheit während zehn Prozent sie unterschätzen

Gesünder als gedacht

Menschen, die sich für kränker halten, als sie eigentlich sind, also ihre Gesundheit unterschätzen, haben hingegen um 21 Prozent mehr Arztbesuche als jene, die ihre Gesundheit richtig einschätzen. In diesem Fall entstehen durch vermeidbare Konsultationen unnötige Kosten – das ist vor allem in Anbetracht der steigenden Bevölkerungsalterung und den damit einhergehenden hohen öffentlichen Gesundheitsausgaben relevant. Auf der anderen Seite sind Menschen, die ihre Gesundheit unterschätzen und darum sehr darauf achten, langfristig möglicherweise besonders fit, was sich wiederum positiv auf die Gesellschaft auswirken könnte.

Wahrnehmung abhängig von Alter, Herkunft und Bildung

Menschen in Südeuropa neigen laut der Analyse eher dazu, ihre Gesundheit zu überschätzen, während Menschen in Mittel- und Osteuropa ihre Gesundheit öfter unterschätzen.

Grundsätzlich gilt: Je höher der Bildungsgrad ist, umso eher schätzen Menschen ihre Gesundheit richtig ein. Der daraus abgeleitete Appell der Wissenschafter: Stärker auf Gesundheitsbildung und Gesundheitskompetenz setzen.

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