Wiederkehr mehrerer respiratorischer Erkrankungen erwartet

Wiederkehr mehrerer respiratorischer Erkrankungen erwartet
Mediziner rechnen wegen Hygienemaßnahmen der vergangenen Jahre mit geringerer Immunität in der Bevölkerung.

Die vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie propagierten Hygienemaßnahmen zeigen durchaus ihre Wirkung in der Bevölkerung - allerdings auch in anderer Hinsicht, als gewünscht. Mit Fokus auf Coronaviren kursierten auch weniger andere Viren und Bakterien, die normalerweise im Herbst und Winter Hochsaison haben. Und das führte wiederum zu einer geringeren Immunität der Bevölkerung gegen Erreger, die die Atemwege angreifen. Experten rechnen daher für die bevorstehende Saison mit dem verstärkten Wiederauftreten von Pneumokokken, Keuchhusten und den sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus-Infektionen (RSV). Dies sei ein "potenziell gefährlicher Mix", betont etwa der Verband der Impfstoffhersteller in einer Aussendung.

Blick auf Australien

Der Verband verwies auf die Situation in Australien: Dort seien die pandemiebedingten Hygienemaßnahmen vor dem Winter praktisch abgeschafft worden, die Grenzen wurden nach langer Pause wieder geöffnet. "Die beiden Jahre davor hat Influenza praktisch keine Rolle gespielt, weswegen das Virus auf eine 'untrainierte' Population getroffen ist. Als Konsequenz hat die Influenzawelle 2022 in Australien sehr früh begonnen und ist verhältnismäßig stark ausgefallen", erläuterte Monika Redlberger-Fritz von der Virologie der MedUni Wien. Für Österreich müsse man entsprechende Überwachung betreiben, um abzuschätzen, ob hier die Saison ähnlich verlaufen wird.

Impfung kann schützen

Die Medizinerin rät zur baldigen Impfung für alle: "Sinnvoll ist, die Influenza-Impfung im Oktober oder November durchführen zu lassen." Influenza- und Covid-19-Infektionen sollte man auch deswegen vermeiden, weil sie den Boden für andere Infektionen bereiten, wie jene der Pneumokokken, erläuterte Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums. Zwei Altersgruppen seien besonders stark von Pneumokokken-Infektionen betroffen: "Das sind einerseits die Säuglinge und Kleinkinder, vor allem jene im ersten Lebensjahr, und andererseits Personen über 65 Jahre."

Keuchhusten: Auch Erwachsene gefährdet

Auch der wie die Pneumokokken durch Bakterien verursachte Keuchhusten könnte diesen Winter vermehrt wiederkehren, wenn sich Menschen wieder in Innenräumen aufhalten. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene mit Pertussis können wochenlang schweren Husten haben, betonten die Mediziner. Die Komplikationsrate könne bis zu zehn Prozent betragen. "Zwar gibt es eine wirksame Impfung gegen Keuchhusten, allerdings lässt die Immunität nach einiger Zeit nach, weswegen regelmäßig aufgefrischt werden muss. Das gilt auch dann, wenn eine Infektion stattgefunden hat", betonte Zwiauer. Besonders wichtig sei die Auffrischungsimpfung zu Schulbeginn.

Jeweils vor der Influenza-Welle hat in den Jahren vor der Pandemie die RSV-Welle begonnen. Bei Erwachsenen sind Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus bisher stark unterdiagnostiziert, die Dunkelziffer sei extrem hoch. "Für Personen über 65 Jahre und jüngere Risikogruppen kann eine RSV-Infektion sehr gefährlich sein und zu erhöhten Raten von Hospitalisierung und Tod führen, insbesondere bei Personen mit chronischen Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder funktionellen Beeinträchtigungen", erläuterte Virologin Redlberger-Fritz.

Kommentare