Keuchhusten: Ein Patient steckt 17 Menschen an

Ein Vorbild, wo es eine Impfpflicht gebe, sei Australien.
Österreichischer Impftag in Wien - "Vergessene" Krankheiten kehren zurück.

Impfungen schützen den Einzelnen, gleichzeitig aber auch in vielen Fällen die Gesellschaft insgesamt. "Vergessene" Krankheiten kehren derzeit zurück. Dies gilt in Österreich und Europa zum Beispiel für Masern und Keuchhusten, erklärten am Mittwoch Experten bei einer Pressekonferenz in Wien.

Hintergrund ist der "Österreichische Impftag", der am Samstag in der Bundeshauptstadt vor allem zur Information von Ärzten und Apothekern stattfindet. "Ein Keuchhustenpatient steckt im Durchschnitt 17 andere Ungeimpfte an", warnte Rudolf Schmitzberger, Kinderarzt und Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer.

Die Pertussis ist besonders gefährlich für Säuglinge, sie können noch nicht geimpft werden. Da in den westlichen Industriestaaten - auch in Österreich - in den vergangenen Jahren auch ein Anstieg der Fälle unter den Erwachsenen registriert wurde, käme es auch auf eine möglichst hohe Durchimpfungsrate in diesen Altersgruppen (nicht nur bei den Kindern) an. Das sollte einen "Herdenschutz" für Ungeimpfte ergeben.

Ähnlich bei Masern

Ähnliches gilt für die Masern mit der MMR-Impfung (Masern-Mumps-Röteln), bei deren plötzlicher Einstellung in Deutschland binnen kurzer Zeit mit geschätzten 650 Todesfällen pro Jahr zu rechnen wäre. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin in Wien: "Bestimmte Erkrankungen kehren zurück. Wir haben in Österreich und Europa die Problematik, dass die Masern eine Renaissance erfahren." So hatte man einen folgenschweren Ausbruch in Österreich (vor allem Salzburg, in Österreich insgesamt 443 Fälle im Jahr 2008) auf anthroposophisch ausgerichtete Schulen zurückverfolgt. Im vergangenen Jahr hätte sich aber gezeigt, dass in Österreich auch ungeimpfte Angehörige des Gesundheitspersonals erkrankten.

Impfskepsis

Dahinter steckt zum Teil Impfskepsis. "In Österreich stehen 57 Prozent der Leute Impfungen skeptisch gegenüber. Vier Prozent sind Impfgegner", sagte die Expertin. In Deutschland bezeichnen sich ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung als Impfgegner. Vorbehaltlos für Immunisierungen sind in Österreich laut einer Umfrage nur 39 Prozent der Menschen. Laut Ursula Wiedermann-Schmidt ist das Phänomen von Impfskepsis bzw. -Gegnerschaft in Österreich häufiger unter Menschen mit höherer Schulbildung vertreten. Menschen mit Migrationshintergrund würden hingegen auf Impfschutz verstärkt achten, weil sie aus ihrer Herkunftsregion noch die verhinderbaren schweren Krankheiten kennen.

Angst vor Aluminiumhydroxid

Beim Österreichischen Impftag wird man sich am Samstag auch den belegbaren Fakten bezüglich der Nutzen/Risiko-Einschätzung bei Vakzinen widmen. Hier wurden in der jüngeren Vergangenheit auch Ängste bezüglich des in einigen Vakzinen als Adjuvans in geringer Dosierung enthaltenen Aluminiumhydroxid geäußert. "Die durchschnittliche Aluminiumaufnahme durch die Nahrung beträgt bei einem Erwachsenen 105 Milligramm pro Woche. Das ist 130 Mal mehr als durch eine Impfung", betonte die Wiener Impfexpertin. Die Österreichische Apothekerkammer hat nun in ihre Apo-App mit umfassenden Arzneimittelinformationen auch einen Modul als persönliches Impfarchiv mit der Möglichkeit für Erinnerungen (Auffrischungsimpfungen etc.) eingebaut. Die Applikation ist in den gängigen "Stores" verfügbar, sagte der Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, Christian Müller-Uri.

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