Wie uns Tiere gesund und glücklich machen
Bienen liefern mit Honig ein Mittel zur Wundbehandlung. Katzen setzen schnurrend Gewebe in Schwingung, Knochen heilen so schneller. Pfeilschwanzkrebse produzieren im Blut Zellen, die schädliche Bakterien in medizinischen Tests sichtbar machen.
Ginge es nach René Anour, der Veterinärmediziner würde wohl von jedem Lebewesen auf diesem Planeten ein Pärchen vor der Sintflut retten. In seinem Buch „Das Arche Noah Prinzip“ (edition a, 24 Euro) beschreibt er flott und präzise gemäß dem Untertitel, was es an „Heilung aus dem Tierreich“ in der Praxis bereits gibt und was Hoffnung für die Zukunft der Humanmedizin verspricht.
Methusalem
„Das Tierreich mit all seinen Anpassungen ist ein geradezu sagenhafter Schatz, der Lösungen für viele unserer Probleme bietet“, ist der Autor überzeugt. Von den auf mehr als 200 Seiten zahlreich ausgebreiteten Beispielen hat es der Nacktmull dem Naturwissenschaftler mit Liebe zum Geschichten-Erzählen besonders angetan. Die mauskleinen Säuger leben in unterirdischen Kolonien Ostafrikas, angeführt von einer allmächtigen Königin. Sie erreichen für ihre geringe Körpergröße ein nahezu biblisches Alter. Ein Geheimnis ihres Erfolgs liegt in der Hyaluronsäure. Im Gegensatz zum Menschen, der die Moleküle mit der Zeit abbaut, verfügen selbst die vierbeinigen Methusalems mit 30 Jahren noch über diesen Jungbrunnen. Damit halten sie ihre Haut elastisch, damit schützen sie ihre Zellen vor Schäden. Die Nager erkranken nie an Krebs.
Gift von Schlangen, Spinnen & CO
„Tiergifte stehen gerade wieder im Fokus der Wissenschaft“, hebt Anour, der sich als Prüfer von Arzneimitteln mit einschlägigen Studien auf dem Laufenden hält, weiter hervor. Schon in den 1960er-Jahren brachte etwa Schlangengift einen Durchbruch in der Behandlung von Bluthochdruck. Damals wurden die ersten ACE-Hemmer auf tierischer Basis entwickelt. Mittlerweile können mit moderner Technologie kleinste Mengen an Giften v.a. von Insekten, Skorpionen und Reptilien analysiert werden. Im Toxin tropischer Wespen etwa wurden kürzlich Substanzen entdeckt, die epileptische Anfälle mildern bzw. verhindern. Abwehrmechanismen einer angriffslustigen Vogelspinnenart wiederum bergen das Potenzial, chronischen Schmerz zu lindern, ohne abhängig zu machen. Das Gift der Gila-Krustenechse aus den Trockengebieten Nordamerikas diente schon in der Vergangenheit als Vorlage für Medikamente gegen Diabetes.
Kuscheltiere
„Tiere nützen auch unserer seelischen Gesundheit“, schwenkt Anour, manchem bekannt als Krimiautor, zu den Haustieren. Wie längst belegt, klappt die Therapie mit speziell ausgebildeten Hunden besser, weil die Vierbeiner enorm motivieren. Aber auch im Alltag funktioniert die „hormonelle Achse zwischen Tier und Mensch“. Beim Streicheln der Fellfreunde schütten ihre Besitzer Oxytocin aus, das Vertrauen schafft und Bindungen stärkt; die Jahrtausende lange Co-Existenz von Haustier und Halter macht es möglich. Katze & Co stehen der Mensch-Mensch-Beziehung in Sachen Kuschelhormon kaum nach.
Artenschutz
„Wir müssen die Artenvielfalt bewahren und ihre Geheimnisse kennenlernen“, führt Naturliebhaber und Vogelfan René Anour zum Titel seines Buches aus: „Tun wir das nicht, werden wir am Ende vielleicht ziellos auf einem grauen Ozean dahintreiben.“ Die Geschichte im Alten Testament ging bekanntlich gut aus: Noah schickte immer wieder eine Taube aus, auf dass sie einen Hinweis auf das Ende der Sintflut finde. Eines Tages kehrte der Vogel tatsächlich mit einem Ölzweig im Schnabel zurück.
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