Wie groß ist das Schlaganfall-Risiko nach einer Covid-Impfung?
25.000 Menschen in Österreich bekommen jährlich die Diagnose Schlaganfall: Zu 85 Prozent ist dabei eine Arterie im Gehirn durch ein Gerinnsel verlegt, Zellen dahinter werden nicht mehr gut durchblutet, sterben ab. Zweithäufigste Ursache sind Blutungen als Folge des Platzens einer Gehirnarterie. Jetzt ist eine Diskussion entstanden, ob eine Covid-19-Impfung das Schlaganfallrisiko erhöht - und wie das bei einer Infektion aussieht.
Die Landesparteiobfrau der FPÖ-Salzburg und FPÖ-Bundesparteiobmann-Stellvertreterin, Marlene Svazek, sagte Sonntagabend in der ORF-Sendung Im Zentrum: „Bei den Impfnebenwirkungen, die ich kenne, da hatten die Betroffenen keine Chance mehr gegenzusteuern. Da rede ich von einem Schlaganfall, da kann ich nichts mehr dagegen tun. Bei Covid kann ich zumindest noch versuchen, mich körperlich dagegen zu wehren.“
Der Neurologe Wolfgang Serles, Präsident der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft, sieht das nicht so. „Ein Schlaganfall als Folge einer Covid-19-Impfung ist viel, viel seltener als ein Schlaganfall infolge einer Covid-19-Infektion bei Ungeimpften.“
Ein bis zwei Prozent der Covid-19-Spitalspatienten erleiden einen Schlaganfall; „meistens mit schwereren Verläufen als bei Personen, die ohne eine Infektion einen Schlaganfall durchmachen“. Die Coronavirusinfektion führe wahrscheinlich zu einer entzündungsbedingten Veränderung der Innenauskleidung der Gefäße und einer Gerinnungsstörung, die dann die Entstehung eines Blutgerinnsels begünstigen können. „Wer schon ‚verkalkte‘ Gefäße hat, erhöhte Blutdruck- oder Blutzuckerwerte, hat dann auch ein erhöhtes Schlaganfallrisiko – selbst bei sofortiger optimaler Therapie einer Covid-19-Erkrankung. „Natürlich kann man generell durch Bewegung, Ernährung, Rauchverzicht sein Risiko für einen Schlaganfall senken. Aber selbst dann, bei einem sehr gesunden Lebensstil, ist das Schlaganfallrisiko als Folge einer Infektion immer noch deutlich höher als durch die Impfung.“
Extrem kleine Zahl
Eine Studie der Universität Oxford, bei der Daten von mehr als 29 Millionen Menschen ausgewertet wurden, zeigte kürzlich: Pro zehn Millionen Geimpften kam es bei dem Biontech/Pfizer-Impfstoff zu 143 zusätzlichen arteriellen Hirngefäßverschlüssen mit einem möglichen Zusammenhang zur Impfung – nahezu das Zwölffache weniger als bei einer Covid-19-Infektion.
Nur 0,5 Prozent aller Schlaganfälle betreffen das Venensystem – ausgelöst z. B. durch eine Hirnvenenthrombose. Im Frühjahr sorgten Fälle nach einer Impfung mit dem Vakzin von Astra Zeneca für Aufsehen. Hier zeigte die Oxford-Studie ein drei bis vierfach erhöhtes Risiko für Hirnvenenthrombosen nach Impfung mit Astra Zeneca oder Biontech/Pfizer, aber ein 13-fach erhöhtes Risiko nach einer Covid-Infektion. Bei einer Venenthrombose kommt es zu einem Rückstau des Blutes. Serles: „Das führt auch zu Blutungen, ist aber in der Regel weniger gefährlich als eine zerrissene Arterie. Heute können wir Hirnvenenthrombosen gut behandeln, allerdings ist die Therapie bei den mit Impfungen zusammenhängenden Thrombosen etwas schwieriger. Das spricht aber nicht gegen die Impfung“, betont der Neurologe.
Neurologen weisen darauf hin, dass Schlaganfälle nicht die einzige neurologische Komplikation einer Covid-Infektion sein können: Neben Geruchs- und Geschmacksproblemen kann es z. B. auch zu Schlaf- und Gedächtnisstörungen oder erhöhter Ermüdbarkeit kommen.
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