Wie groß ist das Operationsrisiko? Neues Messgerät schätzt ab

Wie groß ist das Operationsrisiko? Neues Messgerät schätzt ab
Team von TU und Meduni Wien will neues System zur Abklärung der Fitness des Herz-Kreislauf- und Lungensystems auf den Markt bringen.

Ein kurzes Anhalten des Atems in Kombination mit einem leichten Aus-der-Balance-Bringen des Körpers erlaubt es Forschern der Technischen Universität (TU) Wien und der Medizinischen Universität Wien potenzielle Kreislauf- oder Lungenprobleme vor einer Operation abzuschätzen. Das bald in klinischer Erprobung befindliche Verfahren braucht nur wenige Minuten und bilde eine objektive Alternative zu mitunter subjektiv eingefärbten Einschätzungen auf Basis von Gesprächen.

Risiko minimieren

Nach einer Operation, die nicht das Herz betrifft, besteht ein Risiko von rund 1,8 Prozent, dass sich in den folgenden 30 Tagen bei Personen über 45 Jahren größere gesundheitliche Probleme einstellen, die bis zum Tod führen, heißt es in einem Video zu der Forschungsarbeit. Bei der Planung der Narkose habe man die Möglichkeit, in einem Gespräch herauszufinden, ob es sich um einen Risikopatienten für derartige Komplikationen handelt. Dazu kommen Blutdruckmessungen oder ein Elektrokardiogramm. Im Zweifelsfall müsse dies auch durch aufwendige Untersuchungen abgeklärt werden.

Eine objektive und rasche Einschätzung der Fitness des Herz-Kreislauf- und Lungensystems soll nun das neue System der Wiener Forscher erlauben, das international patentiert ist und zu dem erste klinische Studien in Planung sind, wie es am Donnerstag in einer Aussendung der TU heißt. "Es gibt auch objektiv messbare Parameter, an denen man mögliche Risiken einfach erkennen könnte. Bisher wurden sie aber nicht routinemäßig gemessen", so Eugenijus Kaniusas von der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TU. Das sind etwa die Sauerstoffsättigung im Blut, die Herzfrequenzveränderung sowie bestimmte Eigenschaften der Pulswellenform, die sich bei "mildem Stress für den Körper" beim Luftanhalten einstellen und ablesen lassen.

Dazu wird der Patient mit mehreren Sensoren verbunden. Die Wissenschafter lesen so jene Parameter ab, aus denen "wir im Idealfall auf die individuelle Fitness im Allgemeinen schließen, speziell vor einer Operation", sagte Kaniusas. Anwenden ließe sich das System auch von nicht-medizinischem Personal, das Ergebnis wird nach der dreifärbigen Ampellogik und als Punkteanzahl zwischen 0 und 100 angezeigt. Das Team um Kaniusas und Klaus Klein von der Uniklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie hofft darauf, das Gerät in den kommenden fünf Jahren auf den Markt zu bringen.

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