Wann nach einer COVID-Infektion kann ich mich operieren lassen?

Besserung bei Südtiroler PatientInnen in Hall
Deutsche Forscher untersuchten das Risiko bei Operationen nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion.

Wer an COVID-19 erkrankt war, sollte bei aufschiebbaren Operationen mindestens sieben Wochen bis zum Eingriff warten. Zu diesem Schluss kommt eine weltweite Studie des Forschungsnetzwerks „COVIDSurg“. Demnach haben Patienten während der ersten sechs Wochen nach einem SARS-CoV-2-Nachweis verglichen mit einem später stattfindenden Eingriff ein über zweieinhalbfach erhöhtes Risiko, nach der Operation zu versterben.

„Die Entscheidung über den Aufschub einer Operation muss immer individuell mit der Patientin oder dem Patienten getroffen werden. Planbare Eingriffe, bei denen kein Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung oder zwischenzeitlicher Komplikationen besteht, sollten jedoch mindestens diese sieben Wochen aufgeschoben werden“, sagt Prof. Dr. Jörg Kleeff, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie der halleschen Universitätsmedizin und einer der Autoren.

Symptome abwarten

Patienten, die an COVID-19 erkrankt waren, sollten laut der Studie mindestens sieben Wochen bis zu einer Operation warten. Wenn nach den sieben Wochen die Symptome einer Infektion noch andauern, sollte länger zugewartet werden – bis die Symptome abgeklungen sind. Bei dringlichen Eingriffen, etwa Tumoroperationen, müsse das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung streng gegen das erhöhte Operationsrisiko abgewogen und in bestimmten Fällen auch früher operiert werden, schreiben die Studienautoren in der Fachzeitschrift Anaesthesia.

Schon im Mai 2020 wiesen erste Daten darauf hin, dass die Sterblichkeit bei Operationen nach SARS-CoV-2-Infektionen erhöht ist. Seitdem empfehlen Richtlinien Operationen möglichst aufzuschieben. Die jetzt erschienene Studie liefert nun ausreichend Daten dafür, wie lange eine solche Verschiebung dauern sollte.

Die Daten beziehen sich auf Patienten, die im Oktober 2020 operiert wurden. Sie wurden über einen Zeitraum von 30 Tagen nach der Operation untersucht. Zur Auswertung wurden Modelle verwendet, die Charakteristika der Patienten, der Erkrankung sowie der Operation berücksichtigten. So konnte die Sterblichkeit für unterschiedliche Zeitabstände zwischen SARS-CoV-2-Nachweis und Operation berechnet werden. Von den in die Studie eingeschlossenen Personen waren 3.137 (2,2 Prozent) mit SARS-CoV-2 infiziert. Die Zeit zwischen Virusnachweis und Operation betrug bei 1.144 (0,8 Prozent) null bis zwei Wochen, bei 461 (0,3 Prozent) drei bis vier Wochen, bei 327 (0,2 Prozent) fünf bis sechs Wochen und bei 1.205 (0,9 Prozent) sieben oder mehr Wochen.

Erhöhte Sterblichkeit

Bei jenen Patienten, die in den ersten vier Wochen nach einer COVID-19-Infektion operiert wurden, betrug die 30-Tage-Mortalität vier Prozent. Nach fünf bis sechs Wochen waren es 3,6 Prozent. Nach sieben bis acht Wochen erreichte die Sterblichkeit das Niveau nicht infizierter, operierter Patienten von 1,5 Prozent im Mittel. Die Ergebnisse waren über alle Altersgruppen hinweg und unabhängig von der Schwere der Begleiterkrankungen, der Dringlichkeit und dem Ausmaß der Eingriffe konsistent. Allerdings hatten Patientinnen und Patienten mit anhaltenden COVID-19-Symptomen auch nach sieben Wochen mit sechs Prozent eine stark erhöhte Sterblichkeit verglichen mit jenen, bei denen die Symptome abgeklungen waren (2,4 Prozent) beziehungsweise die stets asymptomatisch waren (1,3 Prozent).

Das Forschungsnetzwerk COVIDSurg unter der Leitung der Universität Birmingham umfasst über 25.000 Chirurginnen und Chirurgen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit. Im Herbst 2020 wurden in der Studie Daten von 140.727 chirurgischen Patientinnen und Patienten in 1.674 Krankenhäusern (davon 54 aus Deutschland) aus 116 Ländern gesammelt. Eingeschlossen wurden sowohl kleinere als auch umfangreichere Eingriffe und sowohl geplante Operationen als auch Notfalloperationen.

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