Wie Bakterien innerhalb weniger Wochen resistent gegen Viren werden

Experten warnen davor, dass immer mehr Bakterien resistent gegen Antibiotika werden.
Die Mikroogranismen spenden einander mit mobilen Erbgutträgern Abwehrgene, zeigt eine Studie mit Wiener Beteiligung.

Mikroben, also winzig kleine Lebewesen, werden - so wie Menschen - von Viren geplagt. Sie können ihre Verteidigungsgene aber untereinander leicht verteilen und tun dies auch ausgiebig, berichten Wiener Mikrobiologen mit Kollegen. Bakterien haben zusätzlich zum "normalen" Kernerbgut mobile Erbgutelemente, die speziell für die Virenverteidigung ausgelegt sind. Sie können diese flott an nahe verwandte Mikroben weitergeben, heißt es im Fachmagazin "Science". Mit der genauen Analyse dieser Verteidigungsinseln haben die Forscher nun ein Rätsel gelöst, das die Wissenschaft seit gut zehn Jahren beschäftigt.

Bis zu zwölf mobile Erbgutelemente

Ein Team um Martin Polz vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien und Frederique Le Roux von der Sorbonne Universität in Paris sammelten drei Monate lang Wasserproben mit Bakterien an der Küste Neuenglands und untersuchte deren Virusabwehrgene. Die Forscher fanden heraus, dass die Bakterien außer ihrem "fixen" Erbgut zusätzlich oft bis zu zwölf mobile Erbgutelemente besitzen, die vor allem der Abwehr von Viren dienen, die Bakterien befallen (Bakteriophagen).

Wie Bakterien innerhalb weniger Wochen resistent gegen Viren werden

Laboruntersuchung aus der Studie.

Verteidigungsgene können rasch ausgetauscht werden

Diese mobilen genetischen Elemente, in denen viele Virusabwehrgene integriert sind, steuern selbst, ob und wann sie von einem Bakterium zum anderen wechseln, so die Forscher in einer Aussendung der Uni Wien: "Unsere Studie zeigt, dass diese Verteidigungsgene dadurch sehr schnell zwischen Bakterienzellen ausgetauscht werden."

Menschen reagieren weit langsamer

Innerhalb der 93 Untersuchungstage an der Küste Neuenglands hätten sie einen raschen evolutionären Wandel bei den Virusresistenzen beobachtet. "Das heißt letztlich, dass Bakterien innerhalb weniger Wochen Resistenzen gegenüber bestimmten Viren entwickeln können", so Polz. Bei Menschen ist dies nicht der Fall, sie werden viel länger von diversen Viren bedroht.

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