Eltern-Burn-out: "Kinder bringen uns sowas von in Kontakt mit unseren Grenzen"

Eine überforderte Mama im Kinderzimmer.
Immer mehr Mütter und Väter priorisieren die Bedürfnisse ihrer Kinder. Das bringt Vorteile für den Nachwuchs – Eltern aber auch teils an den Rand der Verzweiflung. Wie bedürfnisorientierte Erziehung richtig geht und man der totalen Erschöpfung vorbeugt.

"Kinder bringen uns sowas von in Kontakt mit unseren Grenzen", sagt Eliane Retz. Die Pädagogin, Autorin und Zweifachmama weiß, wovon sie spricht. Seit über zehn Jahren berät sie Eltern, denen familiäre Konflikte und Krisen über den Kopf wachsen. Das oft lapidar vorgetragene Postulat, Mütter und Väter seien früher entspannter durchs Leben gegangen und würden sich durch moderne Erziehungskonzepte sinnlos verunsichern lassen, "stimmt so absolut nicht". 

Warum der zugewandte, auf Bindung ausgerichtete Umgang mit dem Nachwuchs Eltern dennoch oft alles abverlangt und warum darin auch eine Chance liegt, erklärt Retz im Interview.

KURIER: Heutzutage streben viele Eltern eine "bedürfnisorientierte Erziehung" an. Was versteht man darunter?

Eliane Retz: Dabei wird Bindung als bedeutsam begriffen, man spricht auch von "bindungsorientierter Erziehung". Es geht darum, Bindungsbedürfnisse nach Nähe und Sicherheit ernst zu nehmen und zu stillen. In bindungsrelevanten Situationen, zum Beispiel beim Einschlafen, wenn sich das Kind wehgetan oder erschreckt hat, wird darauf eingegangen und versucht, das Kind zu beruhigen. Anstatt es in die Autonomie zu drängen – indem man sagt: "Stell dich nicht so an, ist ja gar nichts passiert."

Was bewirkt so ein Umgang?

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