Warum viele nach dem Lockdown emotional überfordert sind

Einkaufen ist wieder ohne Maske möglich.
Trotz Freude über immer mehr Normalität bleibt häufig trotzdem ein Gefühl der Verunsicherung präsent.

Das Ende der Beschränkungen im Alltag und für Reisen ins Ausland sorgt für ein Aufatmen. Doch auch wenn es paradox klingt: Bei aller Freude über immer mehr Normalität sind manche gerade jetzt verunsichert. Sozialforscherin Ulrike Zartler vom Institut für Soziologie an der Universität Wien sagt: „Unsere Befragten haben derzeit ein sehr diffuses Gefühl.“

Mit ihrem Team hat sie zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen mit ausführlichen Telefoninterviews begonnen, um die Situation „Corona und Familienleben“ in der Zeit des Lockdowns und danach für eine Studie zu erheben. Der Grund: Daten für spätere Forschungen über diese Ausnahmesituation zu sammeln, die naturgemäß nirgends auf der Welt vorlagen. Ihr bisheriges Fazit: „Während des Lockdowns haben alle gut funktioniert. Es war klar, was möglich ist und was nicht. Jetzt gibt es viele verschiedene Regeln, die Grenzen verschwimmen zunehmend.“

Ambivalenz

Peter Stippl, Präsident des Berufsverbands der Psychotherapeuten, überrascht diese Ambivalenz zwischen Freude und Verunsicherung nicht. „Wir Menschen stellen uns sehr langsam um. Der Lockdown hat viele anfangs gestresst.“ Die zunehmenden Lockerungen empfanden manche wie einen „Schwenk um 180 Grad“ und waren emotional überfordert. „Plötzlich soll das, was uns bisher ständig als Drohung vor Augen gehalten wurde, nicht mehr ängstigen.“

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