Warum die Vagina nicht zu sauber sein sollte
Frauen, die vaginale Hygieneprodukte benutzen, haben dreimal häufiger Vaginalinfektionen als solche, die keine derartigen Produkte benutzen. Das zeigt eine aktuelle Studie der kanadischen University of Guelph. Rund 1500 Frauen wurden zu ihren vaginalen Gesundheitspraktiken und -produkten befragt sowie zu ihren Problemen.
Die am häufigsten verwendeten Produkte sind Anti-Juck-Cremes, Feuchtigkeitscremes, Gleitmittel und Tücher für die Intimhygiene. Die Forscher konnten Zusammenhänge der einzelnen Produkte mit spezifischen Infektionen zeigen.
Pilzinfektion achtmal häufiger
Frauen, die Gel-Desinfektionsmittel verwendeten, hatten etwa achtmal häufiger eine Pilzinfektion und fast 20 Mal häufiger eine bakterielle Infektion. Frauen, die spezielle Waschlotionen oder Gele für den Intimbereich nutzten, hatten fast 3,5-Mal häufiger eine bakterielle Infektion und 2,5-Mal häufiger eine Harnwegsinfektion.
Teilnehmerinnen der Studie, die Feuchttücher verwendeten, hatten eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für einen Harnwegsinfekt und diejenigen, die Gleitmittel oder Feuchtigkeitscremes verwendeten, hatten eine 2,5-Mal so hohe Wahrscheinlichkeit für eine Pilzinfektion.
O’Doherty: "Diese Produkte verhindern möglicherweise das Wachstum der gesunden Bakterien, die zur Bekämpfung einer Infektion benötigt werden." Das sogenannte vaginale Mikrobiom wird verändert, sodass bakterielle Infektionen auftreten können. Das vaginale Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die den Intimbereich besiedeln, etwa Pilze, Bakterien und Viren. Ein gesundes vaginales Mikrobiom schützt davor, dass sich für den Körper schädliche Bakterien zu sehr vermehren oder Pilze sich ausbreiten können. Dies gilt nicht, wenn das Mikrobiom beeinträchtigt ist.
Weibliche Genitalien als "unrein" vermarktet
Laut Studienautoren ist den meisten Frauen nicht bewusst, dass gewisse "Hygieneprodukte" für eine "saubere" Vagina mit gesundheitlichen Problemen in Zusammenhang stehen können. "Unsere Gesellschaft hat weibliche Genitalien als unrein konstruiert und die Vermarktung von Vaginalhygieneprodukten als etwas, das Frauen brauchen. Diese Produkte werden eher als körperliches Bedürfnis denn als Wahl angesehen. Tatsächlich bergen sie potenzielle Gesundheitsrisiken“, sagt O’Doherty.
Die Studie zeige aber nicht, dass die Produkte die Infektionen verursachen oder, ob die Frauen die Produkte verwenden, um die Infektion zu bekämpfen. Allerdings gibt es Zusammenhänge, die laut den Autoren weiterer Forschung bedürfen.
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